DIE UMGEBUNG VON JAISALMER
Khuri
Khuri liegt im Südwesten von Jaisalmer (50 km entfernt), dicht an der
Grenze zu Pakistan. Wer das echte Rajasthan erleben will, wo die Menschen
noch ihren alten Gebräuchen leben, muß Khuri besuchen. Die
einsame Straße führt durch den Desert National Park, eine Art Wüsten-Naturschutzgebiet.
Die Landschaft ist wellig, einzelne Tafelberge erheben sich, eine Bergkette
zur Linken. Die Hauptattraktion ist hier die ``echte`` Wüste mit ihren
weichgewellten goldenen Sanddünen, die natürlich weit
authentischer sind, als das öde Buschland um Jaisalmer.
Khuri ist ein friedlicher Ort, dessen
Rundhäuser aus Lehm und Stroh errichtet sind. Ihre Fassaden erinnern an
Perserteppiche. Wenn morgens die Sonne das kalte, klare Licht der Wüste
über Khuri wirft, scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Rauch
steigt auf, Frauen in roten Gewändern fegen die gestampften Lehmböden
der Höfe, dösende Kamele und Hunde blockieren die sandige Wege,
und ein paar Pfaue hocken so stolz in einer Akazie, als wäre ihnen bewußt,
daß sie als heilig verehrt werden.
Sanddünen von Sam
Am
interessanten ist wohl ein Besuch in Sam, 40 Kilometer südwestlich von
Jaisalmer und zugleich die Grenze für alle Touristen. In Sam sieht man
die Sanddünen und die karge Schönheit der Wüste. Die meisten
Touristen lassen sich mit dem Jeep hinausfahren, um von dort den
Sonnenuntergang zu genießen. Die Dünen von Sam wirken glatt und
fest, und ihr goldener Sand rieselt verführerisch weich durch die
Finger. In Sekundenschnelle kann man jedoch bis zu den Knien einsinken, denn
der Wind liegt nur locker auf. Häufig bläst der Wind eine ganze Düne
wie durch einen Luftschacht einige Meter weiter weg.
In Sam warten bereits die Kameltreiber (Raikas), wenn die Touristen einen
Ritt über die Sanddünen unternehmen wollen. Es gibt mehr Kamele
als Touristen, und Raikas umringen die Bessucher mit großem Geschrei.
Die Raikas sind die besten Führer für solche Gegenden. In den
einheimlischen Sagen und Volksliedern wird der Raikas als eine stattliche
und remantische Figur, als eine Art Liebesbote oder Überbringer guter
und schlechter Nachrichten beschrieben. Die Raikas legen mit ihren Tieren
lange Strecken zurück und kennen jedes Wasserloch und jeden Weideplatz
in ihrer Gegend. Die können ein verlorengegangenes Tier anhand der
Hufspuren ausfindig machen, und die Tiere sind darauf getrimmt, die Rufe
ihrer Treiber zu erkennen und zu beantworten.
Lodurva
Nach
etwa 15 km sieht man von einer Brücke über den nur in Regenzeiten
wasserführenden Kak-Fuß in der Ferne das Dorf Lodurva. Auf einer
Anhöhe liegen (17 km nordw. Von Jaisalmer) diese verlassenen Ruinen der
früheren Hauptstadt, die später von Jaisalmer abgelöst wurde.
Die Bhattis, die dort herrschten, bauten einige Jahrzehnte nach der Zerstörung
dieser Stadt an dieser Stelle einen Tempel, der im 15. Jhdt. erweitert und
im 17. Jhdt. mit einer Ummauerung versehen wurde. Der Architekturstil dieses
Unterbaus ist rein südindisch, der Oberbau indoarisch. Die exquisiten
Skulpturen der Zwergenpfeiler ähneln den Höhlen von Ellora und
Ajanta.
Diese Tempel zeichnen sich durch verzierte Bögen aus, besonders am
Eingang. Hervorragende Steinfester, Deckenreliefs, Elefantenfiguren erinnern
an die alte Pracht in der Blütezeit dieser Stadt.
Rawal Bhoj war der letzte Herrscher über Lodhurva, das 1156 von Majez
Khan, dem General von Mohmed Gori erobert und zerstört wurde. Der Jain
Tempel wurde in den 70er-Jahren durch großzügige, wohlhabende
Jaina-Kaufleute wieder aufgebaut.
Auf dem Gelände steht ein Kalptaru, ein heiliger Baum der Erleuchtung,
unter dem die Jains ihren Gott um Erfüllung ihrer Wünsche bitten.
Dieser nachgebildete Baum besteht aus Holz und Metall samt Blättern, Früchten
und sogar Vögeln. Im Tempelhof gibt es ein Erdloch: Nach einer Legende
soll abendlich eine Schlange aus diesem Erdloch hervorkommen, um sich ihr
Milchopfer zu nehmen. Aber nur Glückliche" können sie
sehen.
Lodurva ist vermutlich für
Rajasthan-Volkslieder und Folklore einer der bekanntesten Orte, daher die
populäre Sage von Prinzessin Mumal und ihrem Liebhaber.
Lodurva kann bei schönem Wetter faszinierend sein, denn der Wind läßt
aus den enormen Sanddünen surealistische Landschaften entstehen.
Lodurva ist heute ein Pilgerort, und es steht beim Tempel ein Übernachtungsheim
(Dharmsala) für Jain-Pilger.
Amar Sagar (Stausee)
Früher war Amar Sagar einmal ein sehr schön angelegter Garten,
der heute leider verfallen ist. Der See ist in der Trockenzeit einige Monate
lang ganz leer. Zur Zeit ist man dabei, einen beachtenswerten Jain Tempel zu
restaurieren.
Bada Bagh
Bada Bagh ist eine fruchtbare Oase im Norden der Stadt mit einem riesigen
alten Staudamm. Ein großer Teil des Gemüses und des Obstes für
Jaisalmer wird hier angebaut. Farbenfroh gekleidete Frauen tragen ihre Waren
täglich in die Stadt. Oberhalb der Gärten liegen die Ehrengrabmäler
(Chhattries) ehemaliger Herrscher von Jaisalmer. Dort sind die Herrscher
verbrannt worden. Jedes Chhattari markiert den Verbrennungsort einer
bestimmten Person. Die Decken sind mit sehenswerten Schnitzereien versehen.
Bada Bagh ist genau der richtige Ort für Fotos vom Sonnenuntergang in
Rosa-Safran über Jaisalmer.
Verlassene Dörfer
Die Paliwal-Brahmanen galten als erfolgreiche, fleißige und
geschickte Bauern, die mit aufwendigen Bewässerungsmethoden dem Wüstenboden
einen hohen Ertrag abzugewinnen verstanden. Im frühen 19. Jhdt. sahen
sie sich gezwungen, die Gebiete um Jaisalmer zu verlassen, denn die hohen
Steuerforderungen, die ihnen Mool Raja Diwan Salim Singh auferlegte, hatten
sie ruiniert. Im Distrikt Jaisalmer sollen noch 84 solch verlassene Dörfer
erhalten sein. Einige von ihnen, an der Straße nach Sam, wurden in späteren
Jahren von Angehörigen anderer Kasten wieder hergerichtet, wobei jedoch
die alten Mauern ungenutzt blieben und als Ruinen die neuen Bauten umgeben.
Lassen Sie sich vom Kameltreiber zu den Dörfern Kuldhara, Damodara und
Deda führen. Kuldhara ist ein einsamer, verlassener Ort, der aber auch
heute noch eine gewisse unverwüstliche Pracht ausstrahlt. Gebadet in
den Strahlen der aufgehenden Sonne, leuchten die gelblichen Steinskulpturen
in all ihrer einstigen Herrlichkeit auf, den zerstörenden Einflüssen
der Zeit zum Trotz. Die wilde Landschaft unterstreicht die Großartigkeit
dieses Ortes.
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