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Viehwirtschaft

Im Verhältnis zu anderen, orientalischen Steppen weist die Viehhaltung in der Thar eine große Vielseitigkeit der verschiedenen Tiergattungen auf : Rinder, Büffel, Ziegen, Schafe, Esel und Kamele. In kleiner Zahl treten auch Pferde auf. Die Viehwirtschaft kann, gerade in der Thar nicht nur als eine Ergänzung des Ackerbaus betrachtet werden. Sie ist zum einen lebensnotwendig als Düngerproduzent für den Landbau, zum anderen aber über den Verkauf von Vieh eine wesentliche, zusätzliche Einnahmequelle, von der einige Bevölkerungsgruppen fast ausschließlich leben.

Bei der Großzahl marginaler Böden könnte man annehmen, daß der Viehwirtschaft ein noch breiterer Raum eingeräumt wird, als dies tatsächlich der Fall ist. Die Bedingungen einer noch weitgehenden Subsistenzwirtschaft, vor allem aber die Marktferne, lassen es für den einzelnen sinnvoll erscheinen, eine Mischwirtschaft zu treiben. Der Anteil der Viehwirtschaft an der Produktion nimmt nach Westen hin zu, wofür die Anzahl an Vieh pro Einwohner ein deutliches Indiz ist. In der Zusammensetzung des Viehbestandes ändert sich, wenngleich zahlenmäßig keine große Rolle spielend, der Anteil der Büffel und Kamele: Von Ost nach West nimmt die Zahl der stark wasserabhängigen Büffel ab, während die der Kamele zunimmt. Entgegen den Beobachtungen, die in anderen Wüstengebieten angestellt werden können, verringert sich in der Thar die Rinderhaltung im Verhältnis zur Ziegen- und Schafhaltung nicht. Die Viehwirtschaft ist in hohem Maße fester Bestandteil der bäuerlichen Wirtschaftsstruktur in der Wüste. Im allgemeinen wird das Vieh auf den eigenen, brachliegenden Feldern geweidet; genügen diese nicht, so dehnt sich die Weidewirtschaft auf Grenzertragsböden aus, die nicht bebaut werden. Diese Böden sind vielfach überweidet, und auch der Baumbestand ist dort häufig viel geringer, weil Neubewuchs kaum entstehen kann und sich niemand um seinen Schutz kümmert. Im allgemeinen wird aber versucht, das Vieh auf den eigenen Feldern zu weiden, um diesen den Dung zukommen zu lassen. In der Monsun-Periode ist die Weidekapazität durch die bebauten Felder eingeschränkt, doch wird dies durch den höheren Graswuchs in der Regenperiode in den übrigen Gebieten wettgemacht. Nachts wird das Vieh in der Regel im Hof gehalten. Der Struktur nach läßt sich die Wirtschaftsform als überwiegend stationäre Hirten-Bauern-Wirtschaft bezeichnen. Es existiert unabhängig daneben jedoch eine ausgeprägte, nomadische Viehwirtschaft (Rinder, Schafe).

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