"Rajasthan ist eines der ursprünglichsten und farbenprächtigsten
Gebiete ganz Indiens. Es ist die Heimat der Maharadschas (Fürsten),
die diesen Teil Indiens über 1000 Jahre lang beherrscht
hat...............
Viehwirtschaft
Im Verhältnis zu anderen,
orientalischen Steppen weist die Viehhaltung in der Thar eine große
Vielseitigkeit der verschiedenen Tiergattungen auf : Rinder, Büffel,
Ziegen, Schafe, Esel und Kamele. In kleiner Zahl treten auch Pferde auf. Die
Viehwirtschaft kann, gerade in der Thar nicht nur als eine Ergänzung
des Ackerbaus betrachtet werden. Sie ist zum einen lebensnotwendig als Düngerproduzent
für den Landbau, zum anderen aber über den Verkauf von Vieh eine
wesentliche, zusätzliche Einnahmequelle, von der einige Bevölkerungsgruppen
fast ausschließlich leben.
Bei der Großzahl marginaler Böden könnte man annehmen, daß
der Viehwirtschaft ein noch breiterer Raum eingeräumt wird, als dies
tatsächlich der Fall ist. Die Bedingungen einer noch weitgehenden
Subsistenzwirtschaft, vor allem aber die Marktferne, lassen es für den
einzelnen sinnvoll erscheinen, eine Mischwirtschaft zu treiben. Der Anteil
der Viehwirtschaft an der Produktion nimmt nach Westen hin zu, wofür
die Anzahl an Vieh pro Einwohner ein deutliches Indiz ist. In der
Zusammensetzung des Viehbestandes ändert sich, wenngleich zahlenmäßig
keine große Rolle spielend, der Anteil der Büffel und Kamele: Von
Ost nach West nimmt die Zahl der stark wasserabhängigen Büffel ab,
während die der Kamele zunimmt. Entgegen den Beobachtungen, die in
anderen Wüstengebieten angestellt werden können, verringert sich
in der Thar die Rinderhaltung im Verhältnis zur Ziegen- und
Schafhaltung nicht. Die Viehwirtschaft ist in hohem Maße fester
Bestandteil der bäuerlichen Wirtschaftsstruktur in der Wüste. Im
allgemeinen wird das Vieh auf den eigenen, brachliegenden Feldern geweidet;
genügen diese nicht, so dehnt sich die Weidewirtschaft auf
Grenzertragsböden aus, die nicht bebaut werden. Diese Böden sind
vielfach überweidet, und auch der Baumbestand ist dort häufig viel
geringer, weil Neubewuchs kaum entstehen kann und sich niemand um seinen
Schutz kümmert. Im allgemeinen wird aber versucht, das Vieh auf den
eigenen Feldern zu weiden, um diesen den Dung zukommen zu lassen. In der
Monsun-Periode ist die Weidekapazität durch die bebauten Felder
eingeschränkt, doch wird dies durch den höheren Graswuchs in der
Regenperiode in den übrigen Gebieten wettgemacht. Nachts wird das Vieh
in der Regel im Hof gehalten. Der Struktur nach läßt sich die
Wirtschaftsform als überwiegend stationäre
Hirten-Bauern-Wirtschaft bezeichnen. Es existiert unabhängig daneben
jedoch eine ausgeprägte, nomadische Viehwirtschaft (Rinder, Schafe).