Forts wurden gebaut um die eroberten Länder
zu halten und die Menschen zu unterjochen; doch auch um eine Stadt zu
sichern und sie vor Eindringlingen zu schützen. Um den Bewohnern
Sicherheit zu gewähren, mußte die Festung auf einer Anhöhe
erbaut werden, geschützt durch Bastionen und Tore, bewacht von
bewaffneten Streitkräften. Die Maharajas waren große Baumeister
und wenn sie sich mal eine Idee liehen, dann taten sie es sehr
geschmackvoll.
Aus der Geschichte
Während der
Mogulherrschaft schaffte es die fürstliche Familie von Amber durch die
von Fürsten Bharmal verfolgte scharfsinnige Diplomatie in eine führende
Position zu gelangen. Zunächst, als Moghulkaiser Babur mit seinen
Eroberungen in Indien anfing, schlosen sich auch die Kachhwaha dem
Rajputenbund unter der Führung Maharana Sanga an. Der Bunds wurde im
Kampf bei Khanwa vernichtend geschlagen. Und als Akbar den Thron bestieg und
ein Großreich aufbaute, akzeptierten die Kachhawahas die Moguls in
Indien und bevorzugten den pragmatischen Weg des Bündnises statt des
Kampfes. Dies Politik Bharmals brachte viele Generationen der Kachhawahas
große Vorteile.So entwickelten sie sich schnell zu einem der mächttigsten
und wohlhabendsten Rajputengeschlechter und verschafften sich trotz der ständigen
Unruhe in Rajputana den Frieden.
Von Anfang an waren die Beziehugen zwischen den Kachhwahas und Akbar
besonders eng. Akbar besuchte häufig den Schrein, das Grabmal, des Sufi
Heiligen Sheikh Muinuddin Chisti in Ajmer und die Straße von Delhi
nach Ajmer führte durch das Gebiet der Kachhwahas. Auf einer solchen
Reise gab einmal Raja Bharmal seine Tochter Kaiser Akbar zur Fraund erkannte
so die Hoheit Akbar an. Der Mogulkaiser hatte keine Kinder und der Sohn, den
die Rajputenprinzessin gebar wurde der Thronfolger. Später tritt Prinz
Salim die Thronfolge unter den Namen Jahangir an.
Die Kachhwahafüsten waren am Mogulhof in Agra Höflinge. Der berühmteste
Kachhwaha Höfling war der Enkel Bharmals, Raja Man Singh I.. Seine
Untertanen nanneten ihn Raja Man und sangen über seine Tapferkeit
Lieder. Er war ein vertrauter Berater Akbars sowie ein General und
Botschafter. Er führte Feldzüge. Er war später der Gouverneur
Kabuls und verwaltete lange Zeit Bengalen. Ihm wurde der Ehrentitel von
Mansab mit siebentausend Pferden verliehen- der höchste Rang eines Höflings.
Amber, die ehemalige Hauptstadt der Kachchwaha-Dynastie, wurde von Maharaja
Man Singh I. (1589-1614), einem Alliierten Mogul Kaiser Akbars 1592 erbaut
und später von Maharaja Sawai Jai Singh II. (1621-1667) weiter
ausgebaut. Die Festung selbst ist ein wunderbares Zeugnis der
Rajputen-Architektur. Ihre vorzügliche strategische Lage wird einem
besonders deutlich, wenn man, auf einem treuen und zuverlässigen
Elefanten reitend, die engen Serpentinen den Hang hinauf zur Festung
erklimmt.
Die Gärten von Dilaram
Diese
herrlichen alten Gärten am Ufer des Maota- Sees liegen zu Füßen
der prachtvollen Palastfestung. Die Kunst des Gartenbaus gehörte zu den
architektonischen Prinzipien, die Raja Man Singh 1. von seinem Freund
Mogulkaiser Akbar übernahm. Ein eigens geschaffener Garten war in der
Tradition der indischen Palastarchitektur nicht vorgesehen. Erst die
mulimischen Eroberer brachten diese Vorstellung aus Persien nach Indien.
Ebenfalls dem Mogulstil entlehnt sind Zackenbögen, Kuppeln und
gitterartig durchbrochenes Filigranwerk aus Marmor.
Palastbereich
Auf einem im Zickzack
geführten Weg gelangt man durch ein Vortor zum Suraj Pol (Sonnentor).
Hinter dem Suraj Pol befindet sich ein weiträumigen Innenhof (Jaleb
Chowk), auf dem sich unzählige Menschen um Imbißbuden drängen
und Affen und Elefanten sich ein Stellichein geben, in dem früher die
Besucher des Regenten ihre Pferde und Elefanten zurückließen. Es
handelt sich um die letzte Erweiterung der Anlage kurz vor der Verlegung der
Hauptstadt nach Jaipur.
Die Palastanlage bietet sich dar als ein aus mehreren Höfen
bestehender, treppenförmig ansteigender rechteckiger Komplex, der in
mehreren Bauabschnitten zwischen 1600 und 1727 entstand. Senkrechte, mit
turmartigen Bastionen und kleinen Balkonen versehene Wände vermitteln
den für viele Paläste Rajasthans charakteristischen burgartigen
Charakter.
Beim Rundgang durch die verschiedenen Teile der Privatgemächer
manifestiert sich der Eindruck, dass die durch räuberische und grausame
Feldzüge zu Macht und Reichtum gelangten Herrscher ihr Leben in einer
Ruhe ausstrahlenden Umgebung genießen und verbringen wollten.
Die Paläste, Pavillons und Höfe stehen heute normalerweise leer.
Am Fuße des Palasthügels liegt das Ruinenfeld der alten Stadt
Amber.
Kali Tempel
Rechts neben der Treppe,
die zur nächsten Ebene führt, liegt etwas zurückgesetzt der
Shila Devi Tempel mit einer Figur der Göttin Kali, die nach einem
erfolgreichen Feldzug im Auftrag Akbars zu Beginn des 17.Jh. aus Bengalen
nach Amber gebracht worden war. Traditionsgemäß waren die
Priester hier Bengalen. Heute noch dienen die Prieser von Generation zu
Generation Bemerkenswert sind die Silberarbeiten an der Tür und die
beiden zu Füßen des Idols liegenden silbernen Löwenfiguren.
Der Tempel hat eine prächtig gemeißeltes Tor mit einem
Mamorbogen, der von zwei im grünen Stein ziselierten Bananenpflanzen
umschlungen wird.
Die Eingangstore aus massivem Silber waren 1939 die Opfergabe Man Singh II.
Noch heute kommt der Maharaja von Jaipur während des zehntägigen
Dussehrafestes täglich, die Götterstatue im Tempel anzubeten.
Vor dem Betreten des Tempel muss man sich seiner Schuhe, Socken,
Lederbekleidung und technischen Equipments entledigen, um den Tempel nicht
zu entweihen.
Singh Pol (Palast Tor)
Denn nächsten
höherliegenden Hof, Mitte des 17. Jh. der Palastanlage hinzugefügt,
erreicht man durch das Singh Pol, aus strategichen Gründen jedoch nicht
auf direkten Weg, sondern erst nach einer 90º -Wendung nach links, die
einen Frontalangriff vereiteln sollte.
Diwan-I-Am (Die öffentlliche
Audienzhalle)
Vom Innenhof führt eine weitere breite steile
Treppe zu einem zweiten Hof mit einem riesigem Audienzsaal (Diwan-e-Am). In
dem prachtvollen, aus weißem Marmor erbauten Saal hielt der Maharaja
sein offiziellen Empfänge ab.
Die äußeren Doppelsäulen des Hallenbaus bestehen aus rotem
Sandstein, die Inneren aus gelblichem Marmor. Die von den Kapitellen
ausgehenden Konsolen sind der hinduistischen Tempelarchitektur entlehnt und
mit Tierfiguren verziert.
Das baldachinartige Dach mit einer sogenannten Spiegeldecke orientiert sich
hingegen an den Bauwerken Moghulkaiser Akbars, entstammt ursprünglich
jedoch der altindischen Holzbauweise. Der außergewöhnliche Bau
soll den Neid des Mogulkaisers Jahangir erweckt haben, dessen Vasall der
Maharaja von Amber damals war. Er wollte bei seinem Untergebenen kein
prachtvolleres Bauwerk dulden, als er selbst es besaß, und ordnete die
Zerstörung an. Ehe die Abgesandten des Moguln jedoch in Amber
eintrafen, hatte man den Diwan-I-Am mit einem Stucküberzug
verunstaltet, der keinen Zweifel daran ließ, daß die Bauten
Jahangirs weitaus prächtiger waren -der Herrscher war besänftigt,
die Kostbarkeit gerettet.
Ganesh Pol
Der Zugang zum nächst
höher gelegenen Hof erfolgt durch den beeindruckenden Torbau des Ganesh
Pol, der wahrscheinlich von Jai Singh II. noch kurz vor dem Umzug nach
Jaipur in Auftrag gegeben worden war. Mit seinem Zentralbogen und den
beiderseits doppelstöckig angeordneten Portalnischen läßt
sich eine Anlehnung an Torbauten der Moguln erkennen. Andererseits jedoch
sind die hervorspringender Erker und die feinen Steinarbeiten eher
rajputischen Ursprungs und später auch an den Toren des Palastes von
Jaipur zu finden. Gleiches gilt für die an Miniaturen erinnernden
Malereien, etwa der des Ganesh über dem Eingang im Zentralbogen, der
wie an vielen Palästen Rajasthans die Trennung zwischen öffentlichem
und privatem Bereich anzeigt. Das Tor besteht aus
zweihintereinanderliegenden Räumen, durch die man ebenfalls einen Haken
schlagen muß, um in den Privatbereich des Palastes zu gelangen. Vom
inneren Hof aus gibt sich das Tor nicht zu erkennen, nur zwei shmale Türen
in einer glatten Wand markieren die Verbindung zwischen den beiden Höfen.
Spiegelpalast (Sheesh Mahal)
Gleich
zur linken Seite erstreckt sich der Spigelpalast aus weißem Marmor,
der mit zahlreichen Arabesken verziert ist. Dieses Gebäude ist eines
der gelungensten Beispiele für die Synthese von mogulischer und
hinduistischer Architektur. Feine Blumenornamente schmücken die Wände,
das Dach ist mit zahlreichen konvexen Spiegeln besetzt. Wenn die Scherben
durch Sonnenstrahlen erhellt werden, die durch die Buntglasfenster im
arabischen Stil dringen, hat es von weitem den Anschein, als seien sie mit
Juwelen verziert.
Die Maharajas übernahmen auch die Kunst der Spiegel-Einlegearbeiten
von den Moguln. Im Sheesh Mahal wird der Einfluß der Moguln sichtbar.
Die Wände und Decken des prächtigen Sheesh Mahal sind vollkommen
mit Einlegearbeiten aus Spiegeln und farbigem Glas bedeckt. Die
Buntglasfenster wurden übrigens aus Europa eingeführt und erst im
späten 18. Jh.eingesetzt. Die erlesene Malereien mit Zypressen-und Blütenmotiven
zieren die Wände.
Mogulgarten
Inmitten der Paläste,
Pavillions, Terrassen und Galerien findet sich ein blühender kleiner
Garten. Auch hier manifestert sich der Versuch der durch räuberische
und grausame Feldzüge zu Macht und Reichtum gelangten Herrscher, ihr
Privatleben in einer Ruhe ausstrahlenden Umgebung zu verbringen.
Jas Mandir
Über dem Sheesh Mahal als Terrasse ausgebildeten Dach liegt der
Pavillion Jas Mandir, der bis zur Außenwand der Palastanlage reicht
und durch seine durchbrochenen Fenster nicht nur einen herrlichen Blick ins
Tal gewährt, sondern auch an heißen Tagen eine kühle Brise
verspricht. Um die Räume kühl zu halten, hat man im Sommer die vor
den Fenstern gehängten Matten aus Gras oder wohlduftenden Wurzeln
Wasser genäßt.
Suhag Mandir
Ganz ähnlich ist
der auf derselben Terrasse über dem Ganesh Pol errichtete Pavillion an
der Nordseite gestaltet. Auffallend ist auch die überreiche Verzierung
mit farbigem Glas.
Die Maharajas übernahmen auch von den Moslems die Kunst der
Filigranarbeit in Marmor und Sandstein und verwendeten diese in ihren Palästen.
Arbeiten aus Jali (Laubsägearbeit) soll die Idee der östlichen Künstler
gegen die Glühende entsteht durch das Laubsägen eines Netzes von
geometrischen Mustern.
Sukh Niwas
An der Westseite des Hofs
liegt der Sukh Niwas (Halle der Zufriedenheit), aus dessen Mitte ein in
Marmor gefaßter Kanal in den Garten fließt, der im Inneren Kühlung
verschaffte. Die Türen sind mit Intarsien aus Elfenbein und Sandelholz
verziert.
Haremsbereich
Über die Terrasse
des Jas Mandir gelangt man in den letzten Hof, der heute als Zenana (Harem)
bezeichnet wird, jedoch den ursprünglichen Kern des Palastes bildet.
Hier lagen damals, dicht um einen großen Innenhof gedrängt, die
Gemächer der zwölf Ranis und die Zimmer für die Konkubinen im
Obergeschoß. Im Hof ruht ein eleganter Baradari (Pavillon) auf
prachtvoll skulptierten Pfeilern. Der Harem nahm den größen Teil
des Palastes ein, der an dieser Stelle nur sehr schwer zugänglich war.
Der Maharaja Man Singh I. hatte viele Frauen und Konkubinen. Die Frauen
lebten im Palast und die Konkubinen im Harem. Dieser Harem war nicht nur
Schmelztiegel königlicher Wollust, sondern auch integrierter
Bestandteil im sozialen Gefüge. Die Damen dieser Abteilung führten
kein schlechtes Leben, denn alle hatten ihre eigenen Tänzerinnen und
Sklavinnen, die ebenfalls auf einen Wink des Herrschers diesem zu Dienste
standen.Der Harem bedeutete für die Frauen Abgeschiedenheit, aber nicht
Ausgeschlossenheit. Im Duft des Weihrauchs und der Parfüms, im Klirren
der Fußreifen und Armbänder gediehen nicht nur Intrigen und
Todfeinschaften, sondern auch das Gefühl des
Aufeinander-angewiesenseins, das Stärke und Schutz verhieß. Die
Stellung der Frau war im Harem vielfach gesicherter als außerhalb. Der
Harem selbst wurde von Eunuchen bewacht. Ihre einzige Aufgabe bestand darin,
dafür zu sorgen, daß kein potenter Mann den Harem betrat. Aber es
konnte auch vorkommen, daß sie so beeinflußt wurden, daß
sie ihrer Pflicht nur nachlässig nachkamen.
Besuchen
Sie den königlichen Harem, aber heute niemand zu Hause