Malerei
Als
wichtiges Zeitdokument gibt sie Aufschluss über Kleidung und Schmuck
vergangener Jahrhunderte, über die einst prächtige
Innenausstattung verlassener Paläste und Burgen. Die Miniaturmalereien
aus den Malwerkstätten der Herrscherhäuser versetzen den
Betrachter an mittelalterliche Höfe, erzählen von Kämpfen und
Jagden, geben Einblick in die Mythologie und die Götterwelt. Klein-und
Kleinstbilder, deren feiner Pinselstrich erst unter der Lupe sichtbar wird,
enthüllen Einzelheiten des Zeitgeschmacks. Dicke Regenwolken, zitternde
Blitze, ein aus dem dichten Gestrüpp auftauchender balzender Pfau sind
die unverwechselbaren Symbole der Spannung einer Liebesszene. Donner und
Blitz verbreiten nicht Schrecken und Furcht, sondern stehen für den
Monsun, der Fruchtbarkeit bringt, Mensch und Natur aufatmen und Lebensfreude
aufkommen lässt. Unter der Schirmherrschaft der Mogulkaiser dringt
persischer Einfluss in die Ateliers, erreicht die Kalligraphie einen Höhepunkt.
Kunstvolle Schriftzeichen umrahmen das Hauptmotiv und beschreiben es
poetisch. Von der Musik inspiriert sind die ragmala Bilder. Die Miniaturen
verbildlichen Musikthemen (ragas und raginis), Malerei und Musik
verschmelzen so zu einem einmaligen Gesamtkunstwerk.
Religiöse Motive beherrschen die großflächigen Wandgemälde
der Kulthöhlen. Wie durch ein Wunder überdauerten die
Pigmentfarben Jahrhunderte, bei den jungsteinzeitlichen abstrahierten
Tier-und Menschendarstellungen bei Bhimbetka sogar Jahrtausende.
Die abstrakte Malerei ist in Indien keine Erscheinung der Moderne, sondern
blickt auf eine jahrtausendealte Tradition zurück. Die Tantra-Kunst
setzt religionsphilosophische Begriffe und Vorstellungen (wie Kosmos oder
Schöpfungsprozess) in Bilder um. Abstrakt sind auch die Thangkas
(buddhistische Rollbilder) mit den zur Meditation gedachten
Mandala-Darstellungen. Zeitgenössische Maler greifen häufig religiöse
Themen auf, bedienen sich aber westlicher Maltechniken.
Töpfer
Die Töpferei
existiert in Indien seit über 10 000 Jahren. Ausgrabungen im Industal
zeigen ihre damals schon hochentwickelte Kunst und Technologie. Gott Brahma
selbst, der Schöpfer des Universums, hat den Menschen aus Lehm geformt
und ihm Leben eingehaucht. Prajapati hieß der Urmensch, und so werden
die Töpfer auch heute noch genannt. Das Töpferhandwerk ist in ganz
Indien verbreitet. Noch immer produzieren die Prajapatis alles, vom irdenen
Wassertopf für die Küche bis zur Tonfigur für religiöse
Prozessionen. Doch auch sie sind auf dem Rückzug vor der Plastikwelt.
Einzig in Bengalen hat der alte Brauch Bestand, Tee aus kleinen dünnen
Tontassen zu trinken, die nach Gebrauch weggeworfen werden.
Korbflechter und Mattenhersteller
Das
Flechten von Kleidern, Behältnissen, Matten und Dächern gehört
neben der Töpferei zum ältesten Handwerk der Menschen. In Indien
sind es vor allem die unteren Kasten und die dravidischen Bewohner, die
diese Erzeugnisse herstellen. Die reichen Bambuswälder im Nordosten
Indiens liefern das Rohmaterial für die vielen Werkstätten. Nicht
nur in Indien, sondern auch im Ausland werden die elegant geformten Möbel
verkauft, die unter den Händen der dortigen Flechter entstehen.
Holzschnitzer
Bevor der Stein das
allseits verwendete Baumaterial wurde, hatte man Tempel aus Holz errichtet,
eine Tradition. Zeugnisse der ausgereiften Kunst der Holzschnitzer sind auch
die Havelis, die reich verzierten Häuser wohlhabender Kaufleute in
Nordindien. Türen, Bögen, Gitterwerk, Säulen und
vorspringende Balkone - alles meisterhaft geschnitzt. Wie vielerorts ist
auch in Indien der Rohstoff Holz mittlerwelle knapp geworden. Das wertvolle
und wohlreichende Holz wird nicht nur zur Ölgewinnung verwendet, es
liefert das Rohmaterial für die Holzschnitzer des Südens, die
wunderbare Figuren, Kästchen, Schmuck und Rahmen herstellen.
Bildhauer
Auf
eine lange Tradition können die Kasten der Bildhauer zurückblicken,
die sich zusammen mit den Metallschmieden als direkte Abkömmlinge des Götterarchitekten
Vishvakarma sehen und somit in der sozialen Hierarchie viel weiter oben
angesiedelt sind als viele andere Shilpis. Sie waren die Erbauer der großen
Tempel und Paläste und verewigten ihre Kunst in Stein.
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