Der Hinduismus gründet sich auf keinen Propheten und auf kein besonderes Ereignis. Es gibt deshalb auch keine genaue Jahreszahl für sein Alter. Anders als die meisten bekannten Religionen, hat der Hinduismus eine lange Entwicklungsgeschichte. Er war nicht plötzlich da, sondern er entwickelte sich kontinuierlich aus den vorarishen Religionen des Industales, den vedischbrahmanischen Religionen der arischen Einwanderer aus dem Norden. Aufgrund dieser jahrtausendealten Entwicklungsgeschichte sieht man Brahmanen im Hinduismus auch die "Sanatana Dharma", die ewige Religion, die schon immer war und immer bleiben wird.
Der Hinduismus wird als "Religion des ewigen Weltgesetzes (Dharma)" bezeichnet. Dieses Dharma ist die wirkende Kraft. Es bewirkt die Ordnung in der Natur, den Lauf der Sonne, das Leuchten der Sterne, den Strom der Flüsse und des Regens, das Wachstum der Pflanzen. Das Dharma bestimmt auch den Lebenslauf des Menschen, der über vier große Stationen führt: Lernen und Studieren in der Kindheit und Jugend, Ausübung eines Berufes; Gründung einer Familie, Erlangung von Wohlstand, Einsamkeit und Askese-und viertens Abwendung von der Welt und Erlangung höchster Weisheit und Erlösung durch Meditation.
Es steht jedem Inder frei, an viele Götter, an einen oder gar keinen Gott zu glauben. Es gibt weder Dogmen noch vorgeschriebene Riten. Man darf Gott im Fetisch, im Tier, im Baum, im Bild oder im Geist verehren und sich seinen Göttern in berauschenden Zeremonien, inbrünstigen Gebeten, Blutopfern, wilden Tänzen oder als einsamer Pilger durch Askese und Meditation nähern.
Der Hinduismus ist keine einheitliche Religion, sondern eigentlich ein weitgesteckter Rahmen für unzählige Glaubensformen und Lebensnormen. Viele Lebensnormen in Indien sind arischen Ursprungs. Die weißhäutigen Arier wollten sich den braunhäutigen Ureinwohnern nicht verbinden, da sie befürchteten, ganz im besiegten Volk unterzugehen. Sie erließen daher Ehegesetze, die einer ersten Kasteneinteilung gleichkamen.
Der großen Freizügigkeit im Kultischen und im Glauben steht das festgefügte Kastensystem gegenüber, das seit Jahrtausenden für alle Hindus verbindlich ist. Nicht im Glauben, sondern in der sozialen Ordnung findet man das Band, das alle Hindus eint.
Man wird das Kastensystem in Indien nicht begreifen. Ohne etwas über seine metaphysische und moralische Bedeutung zu wissen. Schon in den alten heiligen Schriften, werden die vier Vernas (Hauptkasten), die Brahmanen - Priester, Intellekuelle, "Aristokraten" - die Khashtrya ( die Krieger), die Vaishyas (Geschäftsleute), Händler, Künstler und Kunsthandwerker - und die Shudras einfache Bauern, Arbeiter und Handlanger erwähnt.
Über ihre metaphysische Einbettung gibt es also für einen überzeugten Hindu keinen Zweifel. Zu diesen vier Hauptkasten kommen Tausende von Neben-und Unterkasten die sogenannten Jatis. Sie regeln alle Tätigkeiten des täglichen Lebens, bestimmen, wer wen heiraten darf, welchen Beruf er ergreifen darf, welchen gesellchaftlichen Einfluß er hat usw.
Hindu kann man nur durch Geburt werden. Im späteren Leben können Einzelpersonen nicht mehr dem Hinduismus beitreten. Hindu wird man durch die Geburt in einer bestimmten Kaste. Man kann weder in eine Kaste ein-oder austreten, noch die Kaste wechseln. Eine der Grundlagen des Hinduismus ist das moralische Vegeltungsprinzip aller Taten, das Karma. Das Karma ist ein Teil des Dharma, des ewigen Weltgesetzes, das den Makrokosmos ebenso wie den Mikrokosmos beherrscht. Nach dem Karma erhält jedes Wessen bei der Geburt seinen Platz innerhalb oder außerhalb des Kastensystems aufgrund der guten oder bösen Taten in einem vorausgegangenen Leben. Samsara, die Lehre von der Seelenwanderung, ist die Basis des Kastensystems. Sie ermöglicht jedem Menschen durch gute Taten in diesem Leben, das folgende Leben zu verbessern. Andererseits ist kein Hindu mit seinem Schicksal unzufrieden, auch nicht der ärmste Bauer, denn er hat sein Schicksal selbst verschuldet durch seine Taten im vorangegangenen Leben.
Ziel des Gläubigen ist jedoch nicht die Wiedergeburt, sondern die Loslösung aus dem Zyklus der Wiedergeburt, die Erlösung (Moksha).
Religion ist in Indien nicht etwas für bestimmte Stunden, sondern für jede Stunde des Lebens. Das ganze Leben in Religion.
Jedes Hindu-Haus hat einen kleinen Altar mit einem Bild der verehrten Gottheit. Dieses wird täglich mit frischen Blumengirlanden behängt und davor werden Räucherstäbchen entzündet. Der "gute" Hindu verbringt täglich zumindest ein paar. Momente der Andacht vor diesem Altar. Der Hinduismus ist die wohl toleranteste Religion der Welt.
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