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"Jaisalmer: Das im weltfernen westlichen Rajasthan gelegene Jaisalmer ist die Wüstenstadt schlechthin. Die sand- gelben Befestigungswälle erheben sich einer Märchenlandschaft aus Tausendundeiner Nacht gleich aus der Wüste Thar................

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REISE NACH JAISALMER, RAJASTHAN

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Bekannten Reiseziele

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Die Havelies von Jaisalmer
Jaisalmer Haveli
Jaisalmer lag an der großen Ost-West-Handelsstraße. In dieser Stadt erfolgte der Austausch der Handelswaren aus dem Westen mit den berühmten und begehrten Seidenstoffen, Edelsteinen, Gewürzen und Opium des Orients. Die Kaufleute von Jaisalmer, die Patwas, machten gewaltige Gewinne. Über vier Jahrhunderte gedieh der Handel. Vom Wohlstand dieser Zeit zeugen noch heute die Paläste und großen Privathäuser, die „Havelis" (Das Wort ist persischen Ursprungs und bedeutet ``umschlossener Platz`` für mehrere Familien bzw. Für eine Großfamilie). Zum Schutz gegen die Sonnenglut reihen sich vierstöckige Havelis in engen Gassen; ihre herrlichen, goldgelben Sandsteinfassaden verraten Wohlstand und Kunstsinn. In kaum mehr zu überbietender Phantasie wurden die Schauwände in winzige Fenster, Balkönchen, zierliche Erker, Bangladardächer, Konsolen von Lotoszapfen und Elefantenköpfen, Arabesken und Gitterwerk filigran-und spitzenartig aufgelöst und zieren ganze Straßenzüge. Gleichartige Steinschneidearbeiten, Holzschnitzereien, Wandmalereien, Balustraden und Türmchen schmücken Gemächer, Salons, Veranden und Dachgärten.

Die Havelis sind eigentlich Fenstergitter (die Bezeichnung ist dann auch auf die mit solchen Gittern geschmückten Häuser übergegangen), auf die man hier sehr stolz ist und die mit vielen Anekdoten verknüpft sind. Ihre unendlich feinen Durchbrechungen ergeben ein wunderbares Zusammenspiel von Licht und Schatten. Die Havelis waren zugleich äußeres Zeichen des Reichtums und Element des Komforts; selbst im heißesten Sommer ist es in den Häusern angenehm, die Luft ist nie stickig. Die Architekten mußten beim Bau eines Havelis dafür sorgen, daß in der extremen Sommerhitze möglichst wenig grelles Wüstenlicht in die kühlen Räume fiel.

Erfahrene Moslem-Steinhauer (Silawats) schufen sie für die Hinduhändler. Die Sandsteinoberfläche der Gebäude bröselt bei der Berührung leicht und vermittelt für Moment das seltsame Gefühl, etwas von der versunkenen Pracht Jaisalmers gefühlt, den Duft von Seiden, Brokaten und schwerem Weihrauch geatmet zu haben. Die Havelis in dieser verwinkelten Altstadt versetzen den Besucher in Erstaunen.

Salim Singh Haveli
Die Besichtigung sollte man beim Salim Singh Haveli beginnen, das leicht nördlich vom Zentralmarkt liegt. Diwan Salim Singh war ein despotischer Premierminister im späten 17. Jahrhundert, der sich dieses Haveli im Stil von Tausendundeiner Nacht mit seinem eindrucksvollen, gewölbten Pfauenmotivdach und den einzigartigen, himmelblauen Kuppeln bauen ließ, um die Herrensitze anderer Edelleute auszustechen. Dieser Mann war für seine Grausamkeit berüchtigt. Einst ließ er, nur um über den regierenden Maharawal Einfluß zu gewinnen, 3000 Menschen aus den umliegenden Dörfern massakrieren. Nach der örtlichen Überlieferung versuchte er sein Haveli ebenso hoch zu bauen wie den Herrscherpalast und plante sogar eine Verbindungsbrücke zu den fürstlichen Gemächern. Rajputische Höflinge überzeugten den Fürsten jedoch davon, diesen himmelstürmenden Rivalen zu zerstören; die zwei oberen Stockwerke wurden in Stücke geschlagen. Die Fassade ist zwar atemberaubend, das Innere aber ausgeplündert und spartanisch. Zu beiden Seiten eines angeordneten Erkers befanden sich große Empfangsräume, so daß der Diwan zugleich männliche Besucher empfangen und sich der Gesellschaft seines Harems erfreuen konnte.

Nathmal Ki Haveli
Nathmal Ki Haveli,  Jaisalmer, RajasthanÄhnlich prunkvoll ist die Wohnung eines anderen Premierministers, die von Nathmal Ki Haveli (um 1885), bei Touristen ein beliebtes Fotomotiv. Die Schnitzerereien im rechten und linken Flügel dieses Gebäudes wurden von zwei moslemischen Brüdern ausgeführt, und jeder von ihnen übernahm einen Flügel des Hauses. Kein Ornament kommt zweimal vor, die Stileinheit ist dennoch gewahrt.

Zwei mächtige, steinerne Elefanten, Symbole der Herrschermacht, zieren den hochgelegenen Eingang; die Eingangstür allein ist ein Kunstwerk. Die Innenwände sind mit Malereien geschmückt. Heute noch wohnen hier die Angehörigen von Nathmal. Man kann fragen, ob man den ersten Stock mit seinen schön bemalten Wändern und den Wandgemälden besichtigen darf.

Patwon-Ki-Haveli

Patwon-Ki-Haveli,  Jaisalmer, Rajasthan In einer sehr engen Gasse nördlich des Palastes steht das atemberaubendste all der schönen Havelis von Jaisalmer, das Patwon-Ki-Haveli. Patwas heißen die Kaufleute, die mit wertvollen Waren, wie Brokat, Gold-und Silberstickereien, Pailletten und Bändern handeln. Diese Familie hat ihren Wirkungskreis mittlerweile allerdings auch auf Opium-und Bankgeschäfte ausgedehnt. Ende des 18. Jahrhunderts hatte Guman Chand Patwa eine Handelskette mit etwa 300 Zentren aufgebaut, die von Afghanistan bis China reichte. Im Jahre 1800 fingen seine fünf Söhne an, das Herrenhaus zu bauen. Daher besteht es aus fünf separaten Wohnungen, die miteinander verbunden sind. Die Ferstigstellung dauerte 50 Jahre. Später hat die Familie es aus Angst vor Beschlagnahmung in eine Sanskrit-Schule für Jungen umfunktioniert. Glücklicherweise ist es von diesem tintenbeklecksten Schicksal erlöst worden und steht heute unter Denkmalschutz.

Vor diesem Haus befindet sich die ``Ota``, eine halböffentliche Passage, die an beiden Seiten einer Treppe einige Sitze aufweist. Zur Straße hin liegen die offizellen Empfangsräume. Zu den Seiten eines Hofes, der den mittleren Bereich des dreigeteilten Hauses einnimmt, liegen Küche und Vorratsraum. Der hintere Teil wiederum dient Lagerzwecken; Schlafräume befinden sich in den oberen Geschoßen.

Beim ersten flüchtigen Anblick der Vorderfront dieses Hauses denkt man eher an Holzschnitzereien als an Bildhauerei, so fein ist sie gearbeitet. Kein Wunder, daß man das Verlangen hatte, das Haus um so schöner zu schmücken.

Mandir Palace
Der Mandir Palace wurde im späten 19. Jahrhundert von Maharawal Salivahan außerhalb der Stadtmauer erbaut, weil er glaubte, ein Fluch auf dem alten Stadtpalast bringe seine Familienmitglieder in Scharen um. Das Bauwerk ähnelt keinem anderen in Jaisalmer, eine indosarazenische Komposition aus kannelierten Säulen, gewölbten Türmen, abgestuften Filigranfassaden und im Inneren mit silberner Möblierung.

Mandir Palace Mandir Palace
Tazia-Turm
Muslimische Steinmetze schufen die Prunkfassaden aller Havelis der Stadt. Das Badal Mahal (Palast der Wolken) mit dem wunderschönen, pagodenartigen Tazia-Turm gehört zu den Bauweken mit bestem achitektonischen Ruf. Tazias heißen jene so zerbrechlich wirkenden, fein herausgearbeiteten Grabmal-Modelle aus Bambus oder Papier, die von Hassen und Hussein, den Enkeln des Propheten, zu gedenken. Die Steinschneider (Silavats) von Jaisalmer, die alle Shia-Moslems waren, beschlossen nach der Gründung Pakistans im Jahre 1947 dorthin auszuwandern. Bevor sie jedoch ihre Heimatstadt verließen, schenkten sie diesen Turm in der Form eines Tazia den Maharawal aus Dankbarkeit für den Schutz, den ihnen Jaisalmer so lange gewährt hatte. Heute fehlt ihre Kunstfertigkeit bei der Restaurierung.

Gharsi Sagar (Stausee)
Die Bhatti-Fürsten von Jaisalmer ließen die künstlichen Teiche mit Toren, Balustraden und Pavillons schmücken und genossen hier die abendliche und nächtliche Kühle bei Musik, Gesang, Poesie, Rauchen der Opiumpfeife (Hukkah) und Kauen von Betelblätter (Pan).

Jaisalmer wurde als wehrhaftes Fort und blühende Kaufmannstadt überhaupt erst möglich durch den Bestand von Brunnen im Fort und den Gharsi Sagar, ein Reservoir vor den Toren der Stadt. Der See wurde von Rawal Gharsi 1367 angelegt. Unter ihm war Jaisalmer ein reicher Staat, der weite Gebiete kontrollierte. Da Gharsi ohne Nachkommen war, hatte sich die Verwandtschaft Hoffnung auf den Thron gemacht. Gharsi aber zog es vor, einen Jungen zu adoptieren. Und da die Geschichte von Jaisalmer den anderen Rajputenstaaten an Intrigen und Verbrechen nichts nachstand, ließen die Verwandten den Rawal bei seiner täglichen Besichtigung der Arbeiter am See kurzerhand ermorden.

Seine Witwe betrachtete es als ihre Pflicht, sich nicht mit ihrem Mann zusammen verbrennen zu lassen, sondern die Anerkennung des Adoptivsohnes durchzusetzen und die Vergrößerung des Sees, die ihrem Gemahl so sehr am Herzen gelegen hatte, zu vollenden. Erst dann, sechs Monate nach ihrem Mann bestieg sie allein den Scheiterhaufen und folgte dem Rawal als Sati in den Tod.

Gharsi SagarDer See diente früher der Hauptwasserversorgung der Stadt und hatte vitale Bedeutung. Heute noch füllen viele Frauen frühmorgens hier ihre Messingkrüge mit Wasser und tragen sie in die Stadt hinauf. Während des Winters lassen sich hier viele unterschiedliche Wasservögel nieder. Geier nehmen hier gern ein Bad und breiten danach ihre Flügel zum Trocknen aus. In der heißen Jahreszeit trocknet der See regelmäßig aus.

Der Weg ans Wasser führt durch den Tila Pol. Dieses führende gewölbte Tor soll im 19. Jhdt. von einer schönen, schlauen und reichen Lieblingskurtisane des Königs errichtet worden sein, im ihren Namen unsterblich zu machen. Einflußreiche Leute am Hof überzeugten den König aber, daß es für ihn eine Schande sei, ein vom Geld einer Prostituierten erbautes Tor durchschreiten zu müßen. Deshalb wollte er es abreißen lassen. Die listige Frau Tila zog einen Brahmanen priester zu Rate und zusammen befestigten sie heimlich des Nachts ein Bildnis des Gottes der Wahrheit, ``Satyanarayan`` über dem Torbogen. Damit wurde das Tor zum Heiligtum und mußte unversehrt stehen bleiben, wollte man es sich nicht mit den Göttern verderben. Die Hoheiten allerdings benutzten seitdem einen anderen Zugang zum See. Im Umkreis dieses blauen Sees stehen einige Hindu-Schreine.

Unmittelbar vor dem Tor rechts steht über der Straße ein liebvoll eingerichtetes, kleines Museum mit interessanten, volkskundlichen Exponaten.

Chhattries (Ehrendenkmäler)
Chhattries
Nordwestlich der Stadt stehen auf den Dungri-Hügel etliche Chhattries. Die Chhattries dienen als Memorialbauten. Dieser Ort dient heute noch als Verbrennungsplatz. Es ist keine Seltenheit, wenn man auf diesem Hügel geschorene Haare der Verwandten des Verstorbenen oder Blumenkränze findet.

Hier werden am Abend eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang von den Touristen die Teleobjektive aufgebaut, und in der Tat ist es einer der schönsten Aussichtspunkt Rajasthans. (Wer keinen Abend zur Verfügung hat, den erwartet ein ähnlicher Anblick bei Sonnenaufgang vom Gharsi Sagar).

Wie in einer Szene aus einem orientalischen Märchen erhebt sich das Fort mit seinem 99 mäandernden Bastionen und Rundtürmen aus der Ebene. Es scheint mit dem steil aufragenden Sandsteinfelsen verwachsen, Fels und Baustein sind ein Material. Die untergehende Sonne läßt die Farben des honiggelben Sandsteins über Goldocker bis zu einem stumpfen Braun wechseln.

 

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