Die
Mogulen besaßen starke bibliophile Neigungen. Sie sammelten jedoch
nicht nur die Bücher und gaben illustrierte Ausgaben von Klassikern in
Auftrag, sie brachten auch zahlreiche neue Werke heraus. Hier sind die
Memoiren Baburs ( Baburnama ) zu erwähnen, die zu den bedeutendsten
Autobiographien der Weltliteratur zählen. In seiner lebendigen, stets
unpathetischen Sprache und seinem offenen aufrichtigen Ton unterscheidet
sich sein Werk wohltuend von der metaphernreichen und oftmals schwülstigen
literarischen Produktion der damaligen Zeit. Dschahangir verfaßte
ebenfalls Memoiren, die unverdienterweise weniger bekannt sind, obwohl sie
wegen des brennenden Interesses des Kaisers an der Malerei und an Zeitfragen
ein bemerkenswertes Stück Literatur darstellen.
Die
persische Malerei, die von Künstlern im Gefolge Humayuns nach Indien
gekommen ist, hat sich bald Hinduelemente angeeignet, besonders aus Rajput,
und nahm so schließlich einen ausgesprochen eklektischen Charakter an.
Die ersten Beispiele dieser Moghulmalerei finden sich in den Überresten
des Khasa-Nama, der zur Zeit Humayuns in persischsafawidischen Stil
ausgemalt wurde, freilich schon mit aufmerksamerer Beobachtung der Natur,
die wahrscheinlich Hindumalern zuzuschreiben ist. Dazu kommen die Miniaturen
der Moghulherrscher von Tamer Lenk bis Akbar. Sie sind alle in der
verfeinerten Technik der Hofkunst des Shahs wiedergegeben. Obwohl noch
weitere persische Künstler aus Turkestan einwanderten, wurden doch die
Arbeiten einheimischer Miniaturisten (aus dem Gujarat, aus Bengalen und
Rajputana) stark gefördert, in welchen vor allem die Landschaft und der
Miniatur einen echt indischen Charakter verliehen. Unter Akbar und Jahangir
wurden Handschriften jeder Art illustriert. Ritterliche Heldenlieder,
historische Werke, Lehrbücher und philosophische Schriften sowie Übersetzungen
der Hindugedichte.
In allen diesen Arbeiten ist nur noch der kalligraphische Duktus persisch
geblieben. Hier ist die chinesisierende Form der Felsen und Wolken des
Miniaturmalerei eingeführt worden. Im übrigen gewinnen die
Rajputenelemente immer mehr die Überhand, während die Palette sich
mit dem schönsten Rot, Grün und Blau verwenden läßt.
Auch der Einfluß der europäischen Drucke und der persischen
Vorbilder ist in den Mogulminiaturen unverkennbar. Die berühmtesten
indischen Meister unter Akbar waren Basawan und Devanath, in die Zeit
Jahangir: Manohar, Bishandas und Govardhan. Mehr als alle anderen
Miniaturisten verstanden sie es, ihren Werken einen besonders malerischen
und pretiösen Charakter zu verleihen, was wohl zum größten
Teil auf ihre intensivere Beobachtung der Wirklichkeit zurückzuführen
ist.
Unter Shah Jahan bereichert sich die Thematik; feierliche kaiserliche
Audienzszenen, Prozessionen, siegreiche Schlachten fügen sich an zarte
Liebesszenen oder Genreszenen aus dem Leben der Frauen.
Aurangzeb
vernachlässigte die Malerei und entließ viele Künstler, die
dann in den Dienst der Höflinge übertraten. In der Folge verfiel
die Malerei gänzlich, nur in der Provinz Oudh dauerte sie fort, wo sie
noch lange Zeit eine außerordentliche Lebenskraft bewies.Gleichzeitig
mit der Moghulschule hatte sich der Rajputstil entwickelt, anfänglich
als nationale Opposition gegen die mohammedanische Kunst gedacht, in
Wirklichkeit aber mit ihr sehr verwandt. Kleine Szenen aus dem Alltag ,
Legenden von Krishna und ländliche Feierlichkeiten nehmen in den
Rajputenminiaturen den Platz ein, den in der Moghulmalerei die prunkvollen
Hofszenen innehatten. Ein stark entwickelter Sinn für das Dekorative,
eine entschiedene Stilisierung und eine Vorliebe für heftige
Farbkontraste bilden die Hauptmerkmale dieser Schule, die sich in zwei
Richtungen teilen läßt: Rajasthani und Pahari. Die erstere
unterliegt direkt dem Einfluß der Moghulschule, die zweite ist der
Welt der Hindu viel näher. Die bekanntesten Künstler gehören
dieser letzteren Schule an .
Unter der Herrschaft Aurangzebs beginnt sich ein fortschreitender. Verfall
der Kunst auch im allgemeinen abzuzeichnen, aber besonders in der Baukunst.
Die religiösen Bauten werden fast ausschließlich aus unbehauenen
Steinen errichtet, die von geplünderten und zerstörten
Hindutempeln stammen, und die Ausschmückung wird nicht mehr in
wertvollem Marmor ausgeführt, sondern bloß noch in vergoldetem
oder bemaltem Stuck. Nach dem Tode Aurangzebs wurden die Künste wegen
der beständigen Kämpfe, die seine Nachfolger führen mußten,
um sich der immer häufigeren Revolten des lokalen Adels zu erwehren,
notwendigerweise vernachlässigt.