Bevölkerung .. WARUM SO VIELE KINDER IN INDIEN ?
Ein Haus ohne Kinder ist wie ein Körper
ohne Seele, wie ein Baum ohne Äste; eine Ehe ohne Kinder gleicht einem
Makel, der wie ein Fluch auf dem Haus lastet. Der Wunsch nach mindestens
einem Sohn ist in allen Gesellschaftsschichten gleich stark ausgeprägt.
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Ein Sohn mindestens |
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Erst die Geburt eines männlichen
Nachkommens hebt das Ansehen der Frau, festigt ihre Stellung in der Familie.
Der Mann ist stolz und erleichtert: Der Sohn sichert nicht nur den
Fortbestand der Familie, sondern auch die Versorgung im Alter und vor allem
die Erfüllung der Totenriten der Hindus, die die Befreiung der Seele
gewährleistet. Die Zeremonien, für die der älteste Sohn
verantworlich ist, beginnen mit der Verbrennung des Leichnams und setzen
sich mit verschiedenen Riten in verschiedenen Tempeln und Orten über
etwa ein Jahr fort.
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Töchter lieber nicht |
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Töchter nabeln sich mit der Heirat
von den Eltern ab, gehen in den Aufgben der Familie des Ehemannnes auf. Ihre
Mitgift belastet die Haushaltskasse, mehrere Töchter gleichen daher
eher einer Katastrophe, der manche mit einer Geschlechtsbestimmung des Fötus
und der Abtreibung der Mädchen rechtzeitig Einhalt zu gebieten
versuchen.
Mit der Armut steigt die Geburtenziffer, mit Wohlstand und Bildung nimmt
sie ab. Ein Phänomen, das die Armen noch ärmer macht. Nicht nur
die Felder der Bauern. Die Parzellierung des Grundbesitzes unter den Erben
bringt die Felder schnell unter die Rentabilitätsgrenze. Andererseits
bedeuten viele Kinder - sieben und mehr sind auf dem Land keine Seltenheit -
eine Arbeitsentlastung und vergrößern die Überlebenschancen
der Familie. Bereits im Schulalter arbeiten sie auf den Feldern, hüten
die Herden, verkaufen Zeitungen oder Erdnüsse, drehen in
Zigarettenfabriken bidis oder knüpfen Teppiche ..... Der Schulbesuch
wird zur Nebensache, die Hauptsache ist der Beitrag zum Familienunterhalt.
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Staatliche Familienplanung |
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Die staatliche Familienplanung wirbt für
die Ein-Kind-Familie- von den entsprecheneden Plakaten lächelt natürlich
ein Sohn! Doch ohne Kinder alt zu werden, können sich Arme einfach
nicht leisten. Solange das Problem nicht bei der Wurzel gepackt wird,
solange die soziale Absicherung nicht ausreicht, Kranken und
Altersversorgung allein Sache der Kinder ist, solange die
Kindersterblichkeit aufgrund mangelnder Ernährung, medizinischer
Unterversorgung und schlechter hygienischer Verhältnisse hoch ist,
solange kann sich der gewünschte Erfolg nicht einstellen.
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Zärtlich behütet |
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Kinder sind aber keinesfalls nur Mittel
zum Zweck. Bis sie der Ernst des Lebens verfasst, werden sie von der Großfamilie
verwöhnt. Die Liebe zu ihnen drückt sich nicht in der Anhäufung
von Spielzeug aus, dieses ist rar, sondern in menschlicher Wärme und
viel Körperkontakt-immer findet sich jemand, der die Kleinen herumträgt,
zärtlich in den Arm nimmt. Großmütter, Mütter und ältere
Schwestern teilen sich die Erziehungsaufgaben. Die Spielregeln des
gesellschaftlichen Zusammenlebens, die Familientradition - seien es wohlgehütete
Kochrezepte oder das Binden des Turbans - werden so weitergegeben. Hindus
kennen keinen Religionsunterricht in der Schule, die Kleinen werden von
Kindesbeinen an den Glauben herangeführt: Religiöse Mythen werden
wie Märchen erzählt, bei den täglich von den Frauen
dargebrachten Opfern und Gebeten vor dem Hausaltar sind die Kinder von
Anfang an dabei.
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Uneheliche Kinder |
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Dank der Familienplanung werden nicht
viele uneheliche Kinder geboren. Passiert es aber doch, werden die Mütter
von der Gesellschaft verstoßen; die Kinder finden in Waisenhäusern
und Missionsstationen Aufnahme.