Ajanta Höhlen in Indien
Die Ajanta-Höhlen liegen in der Nähe der Stadt Ajanta, ca. 100 km
nördlich der Stadt Aurangabad.
In einem steil durch den Fluss Waguma in den Fels eingeschnittenen, U-förmigen
Tal findet man zahlreiche in den Fels getriebene, große Höhlentempel.
In einer mahayanischen Höhle kann man sehr gut erhaltene Wandmalereien
mit Szenen aus dem Leben Buddhas besichtigen. Die gesamte Anlage ist zum
Weltkulturerbe erklärt worden.
Geschichte
Vom 2. Jahrhundert vor bis zum 5. Jahrhundert nach der Zeitenwende war das
Tal von Buddhisten bewohnt. Diese trieben in den Fels nach offizieller Zählung
des Archaeological Survey of India 29 große Höhlen, die bis zu 30
Meter breit, 15 Meter tief und vier Meter hoch sind. Die Bauphasen und Meißelzeiten
sollen ca. 30 Jahre pro Höhle ausgemacht haben. Im 5. Jahrhundert
erreichte eine Welle der Feindlichkeiten gegen Buddhisten in ganz Indien
dieses abgeschiedene Tal. Die Buddhisten wurden vertrieben. Die Höhlen
gerieten in Vergessenheit und wurden im Laufe der Zeit vom
Verwitterungsschutt der darüberliegenden Felswände verdeckt.
Im April 1819 passierten Angehörige der britischen Madras-Armee das
Ajanta-Ghat. Während einer Tigerjagd ergründete der britische
Kavallerieoffizier John Smith die kaum zugängliche Schlucht und
entdeckte die seit Jahrhunderten verwaisten Höhlentempel (in Höhle
10 hinterließ er eine kurze Inschrift). Weitere Höhlen wurden
nach und nach freigelegt.
Kulturgeschichtliche Bedeutung
Neben der erstaunlichen Leistung der Aushöhlung der Felsen ist auch
die künstlerische Ausstattung einzelner Höhlen einzigartig. Der
Zutritt zur Höhle besteht in der Regel aus nur einem schmalen Spalt
oder einer Tür. Die Räume sind meist breiter als tief. Bei
Betreten der Höhlen erblickt man eine gegenüberliegenden Nische
mit einer aus dem Fels gehauenen Buddhafigur.
Die bedeutendste Höhle wurde mit Wandputz versehen, auf dem sehr prächtig
Szenen aus dem Leben
Buddhas dargestellt sind. Dabei beherr
schte
man schon die Trompe-l'oeil-Malerei in früher Zeit so gut, dass dem
Beschauer ein gemalter Balkon ständig entgegen zu ragen scheint. Die
Szenen sind mit einer erstaunlichen Detailtiefe dargestellt. Diese
Wandmalereien sind heute teilweise durch Plexiglasabdeckungen geschützt,
da die Bildnisse frühzeitig durch Kritzeleien beschädigt wurden.
In einer anderen Höhle huldigen zwei Krieger dem Buddha, der eine in
chinesischer und der andere in römischer Soldatenkleidung. Es muss also
kultureller Austausch zwischen Mittelindien und dem Mittelmeerraum um die
Zeitenwende bestanden haben. Da das römische Reich in seiner
Maximalausdehnung auch das Gebiet des heutigen Irak (Mesopotamien) umfasste,
reichte möglicherweise eine Verbindung dorthin für die Kenntnis römischer
Uniformen. Eine weitere Ajanta-Höhle enthält einen Stupa.
Die Wände der Zugänge zu allen Höhlen sind wiederholt mit
dem gleichen Motiv geschmückt, da ein Bestreben der buddhistischen
Kunst darin besteht, eine möglichst perfekte Kopie einer Vorlage zu
erstellen. Je höher die Kopierqualitä