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Humayun (1530-1556) |
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Der Stammhalter Baburs hieß Humayun (Der Glückliche) und war im
Zeichen der Fische am 6.März 1506 geboren.
Mit sieben Jahren sollte der Kleine bereits die Integralrechnung beherrscht
haben, mit acht mußte er schon an den stundenlangen
Staatsratssitzungen teilnehmen und wurde auch fallweise um seine Meinung
gefragt.
Im
Harem wurde das übertrieben streng erzogene Kind ebenso übertrieben
getröstet, mit Zuckerzeug vollgestopft und gehätschelt. Humayun
war spätestens seit seinem siebzehenten Lebensjahr opiumsüchtig.
Bei einer Party der Haremsdamen-einer besonderen Attraktion, konnten doch
wenige Auserwählte die Damenwelt der Stadt einmal unverschleiert
sehen-lernte Humayun die Zierde aller Frauen, die zweite Jungfrau
Maria, Hamid Banu" kennen. Die so Gepriesene war gerade vierzehn Jahre
alt und Tochter Ali Akbar Scheichs, des Haushofmeisters von Hindal.
Humayun durfte die Sterne nach dem günstigsten Hochzeitstermin
befragen. Sie bestimmten die Hochzeitnacht für Montag, den 21. August
1541, 11 Uhr 59.
Humayun hatte als Zweiundzwanzigjähriger den Thron bestiegen. Er
organisierte das Staatswesen nach den Prinzipien fortgeschrittener Mystik
neu. Der Tradition folgend, wählte er am Ufer des Yamuna-Flusses in
Delhi einen Platz für seine neue Hauptstadt - dort finden sich heute
die Ruinen von Purana Qula (Altes Fort). Unter Humayun trug sie den Namen
Dinpanah (Zufluchtsstätte des Glaubens). Er stellte sich vor, daß
die Stadt nicht nur Residenz, sondern auch Zufluchtsort für verfolgte Künstler
und Denker-ohne Rücksicht auf deren Religion- werden konnte. Doch
dieser Traum ging schnell zu Ende. Schon 1540 überfiel der ehemalige
afghanische Heerführer Sher Shah Suri die Stadt, vertrieb Humayun, der
nach Persien ins Exil gehen mußte, und riß die neue Zitadelle
Humayuns wieder ab. Der Bruder von Humayun hatte sich die afghanische
Provinz erhalten, gewährte ihm aber keine Unterstützung.
Sher Shah Suri war in Indien bei den Lodi-Sultanen in den Militärdienst
eingetreten. Er erwies sich als ein guter Herrscher, der Nordindien nicht
nur durch seine militärische Macht zusammenhiet, sondern auch durch
sein administratives Geschick. Um die dauernden Revolten der Gouverneure zu
unterbinden, die das Land nie zur Ruhe kommen ließen, gliederte er die
Provinzen in viele unabhängig verwaltete Bezirke.
Nachdem Sher Shah Suri schon fünf Jahre später in Rajputana
(Rajasthan) ermordet wurde, zeigten sich seine Nachkommen nicht stark genug,
die Macht des neu gegründeten Reiches zu halten. Dies gab Humayun
Gelegenheit, mit persischer Hilfe 1555 den Thron zurückzugewinnen. Die
größten Schwierigkeiten machte ihm dabei sein Bruder, der der
afghanischen Provinz vorstand. Erst als Humayun, dem großzügiges
Verzeihen besser lag als hartes Durchgreifen, auf Drängen seiner
Offiziere den rebellischen Bruder beenden ließ, wurde der Weg nach
Indien frei. Auch unter den Mogulkaisern wurde mit den Verwandten des
Herrschers nicht sanfter umgegangen als unter den Sultanen.
Zu dieser Zeit kam es zu einer der schlimmsten Hungernöte in der
indischen Geschichte, und die Menschen im Gebiet von Delhi wurden bis zum
Kannibalismus getrieben. Das ganze Land war eine Wüste, und keine
Bauern blieben übrig, um den Boden zu bearbeiten, wie ein Chronist
schreibt. Schon wenige Monate nach seiner Rückkehr nach Indien starb
Humayun an den Folgen eines Unfalls. Das völlig ungefestigte Reich fiel
an seinen 14-jährigen Sohn Akbar. Das Mausoleum Humayuns liegt in
Delhi.