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DER HINDUISMUS : EINE WELTRELIGION |
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Indien ist die Geburtsstätte des Hinduismus. Fast 82 % der Inder sind
Anhänger des Hinduismus und seiner zahlreichen Sekten.
Der Hinduismus gründet sich auf keinen Propheten und auf kein
besonderes Ereignis. Es gibt deshalb auch keine genaue Jahreszahl für
sein Alter. Anders als die meisten bekannten Religionen, hat der Hinduismus
eine lange Entwicklungsgeschichte. Er war nicht plötzlich da, sondern
er entwickelte sich kontinuierlich aus den vorarishen Religionen des
Industales, den vedischbrahmanischen Religionen der arischen Einwanderer aus
dem Norden. Aufgrund dieser jahrtausendealten Entwicklungsgeschichte sieht
man Brahmanen im Hinduismus auch die Sanatana Dharma", die ewige
Religion, die schon immer war und immer bleiben wird.
Der Hinduismus wird als Religion
des ewigen Weltgesetzes (Dharma)" bezeichnet. Dieses Dharma ist die
wirkende Kraft. Es bewirkt die Ordnung in der Natur, den Lauf der Sonne, das
Leuchten der Sterne, den Strom der Flüsse und des Regens, das Wachstum
der Pflanzen. Das Dharma bestimmt auch den Lebenslauf des Menschen, der über
vier große Stationen führt: Lernen und Studieren in der Kindheit
und Jugend, Ausübung eines Berufes; Gründung einer Familie,
Erlangung von Wohlstand, Einsamkeit und Askese-und viertens Abwendung von
der Welt und Erlangung höchster Weisheit und Erlösung durch
Meditation.
Es steht jedem Inder frei, an viele Götter, an einen oder gar keinen
Gott zu glauben. Es gibt weder Dogmen noch vorgeschriebene Riten. Man darf
Gott im Fetisch, im Tier, im Baum, im Bild oder im Geist verehren und sich
seinen Göttern in berauschenden Zeremonien, inbrünstigen Gebeten,
Blutopfern, wilden Tänzen oder als einsamer Pilger durch Askese und
Meditation nähern.
Der Hinduismus ist keine einheitliche
Religion, sondern eigentlich ein weitgesteckter Rahmen für unzählige
Glaubensformen und Lebensnormen. Viele Lebensnormen in Indien sind arischen
Ursprungs. Die weißhäutigen Arier wollten sich den braunhäutigen
Ureinwohnern nicht verbinden, da sie befürchteten, ganz im besiegten
Volk unterzugehen. Sie erließen daher Ehegesetze, die einer ersten
Kasteneinteilung gleichkamen.
Der großen Freizügigkeit im Kultischen und im Glauben steht das
festgefügte Kastensystem gegenüber, das seit Jahrtausenden für
alle Hindus verbindlich ist. Nicht im Glauben, sondern in der sozialen
Ordnung findet man das Band, das alle Hindus eint.
Man wird das Kastensystem in Indien nicht begreifen. Ohne etwas über
seine metaphysische und moralische Bedeutung zu wissen. Schon in den alten
heiligen Schriften, werden die vier Vernas (Hauptkasten), die Brahmanen -
Priester, Intellekuelle, Aristokraten" - die Khashtrya ( die
Krieger), die Vaishyas (Geschäftsleute), Händler, Künstler
und Kunsthandwerker - und die Shudras einfache Bauern, Arbeiter und
Handlanger erwähnt.
Über ihre metaphysische Einbettung gibt es also für einen überzeugten
Hindu keinen Zweifel. Zu diesen vier Hauptkasten kommen Tausende von
Neben-und Unterkasten die sogenannten Jatis. Sie regeln alle Tätigkeiten
des täglichen Lebens, bestimmen, wer wen heiraten darf, welchen Beruf
er ergreifen darf, welchen gesellchaftlichen Einfluß er hat usw.
Hindu kann man nur durch Geburt werden. Im späteren Leben können
Einzelpersonen nicht mehr dem Hinduismus beitreten. Hindu wird man durch die
Geburt in einer bestimmten Kaste. Man kann weder in eine Kaste ein-oder
austreten, noch die Kaste wechseln. Eine der Grundlagen des Hinduismus ist
das moralische Vegeltungsprinzip aller Taten, das Karma. Das Karma ist ein
Teil des Dharma, des ewigen Weltgesetzes, das den Makrokosmos ebenso wie den
Mikrokosmos beherrscht. Nach dem Karma erhält jedes Wessen bei der
Geburt seinen Platz innerhalb oder außerhalb des Kastensystems
aufgrund der guten oder bösen Taten in einem vorausgegangenen Leben.
Samsara, die Lehre von der Seelenwanderung, ist die Basis des Kastensystems.
Sie ermöglicht jedem Menschen durch gute Taten in diesem Leben, das
folgende Leben zu verbessern. Andererseits ist kein Hindu mit seinem
Schicksal unzufrieden, auch nicht der ärmste Bauer, denn er hat sein
Schicksal selbst verschuldet durch seine Taten im vorangegangenen Leben.
Ziel des Gläubigen ist jedoch nicht die Wiedergeburt, sondern die Loslösung
aus dem Zyklus der Wiedergeburt, die Erlösung (Moksha).
Religion ist in Indien nicht etwas für bestimmte Stunden, sondern für
jede Stunde des Lebens. Das ganze Leben in Religion.
Jedes Hindu-Haus hat einen kleinen Altar mit einem Bild der verehrten
Gottheit. Dieses wird täglich mit frischen Blumengirlanden behängt
und davor werden Räucherstäbchen entzündet. Der gute"
Hindu verbringt täglich zumindest ein paar. Momente der Andacht vor
diesem Altar. Der Hinduismus ist die wohl toleranteste Religion der Welt.
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