Sadhu
leitet sich ab von einem Begriff aus dem Sanskrit, der "zum Ziel
gelangen" bedeutet. Es steht für alle Tätigkeiten und Bemühungen,
die der Gläubige auf sich nimmt, um dem Göttlichen näher zu
kommen und schließlich die Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten
zu erlangen. Diesem Bestreben dienen Selbstkasteiung und Yoga sowie ein
Leben in Askese und Meditation.
Durch ständige Buße und asketischen Lebensstil möchten sie
Erleuchtung erlangen. Weltliche Dinge wie Besitztümer, Reichtum und
menschliche Bindungen werden abgelehnt, ebenfalls aktives Handlungen zur
Verbesserung des Karma. Durch diese Askese wird Freiraum für den Weg in
die göttliche Wirklichkeit geschaffen.
Sadhus stellen eine einzigartige Manifestation von Indiens uralter
Spirituaolität dar, die älter als die Vedan sind, die ältesten
der indischen Schriften, die sie eindeutig als eine besondere Klasse unter
den heiligen Männern erwähnen.
Anfänglich schließen sich die Sadhus Gurus an und trainieren sich
im Karma-Yoga. Zum Zeichen der lebenslangen Treue zum Guru werden die Haare
abrasiert. Danach befinden sich die heiligen Männer auf ewiger
Pilgerfahrt und durchwandern das Land. Bevorzugt werden Städten, an
denen Shiva verehrt wird, beispielsweise Rishikesh, Gangotri, Varanasi.
Sadhus halten sich aber nie lange an einem Ort auf, da der Glaube besagt,
dass ewige Bewegung Körper und Geist wach hält. Viele von ihnen
leben als Einsiedler in Wäldem oder Höhlen und erdulden
schreckliche, selbst auferlegte Folterungen wie Hunger, Kälte, Hitze,
Durst und Regen. Andere leben in städtischen Außenbezirken und
geben sich phantastischen Selbstfolterungen hin : Sie sitzen um eine
glimmende Feuerstelle, unter der glühend heißen Sonne, liegen auf
Unterlagen aus Dornen und Nägeln, hängen stundenlang mit dem Kopf
nach unten von Bäumen oder begraben den Körper mehrere Stunden
unter einer dicken Erdschicht.
Normalerweise führen die Sadhus einen Essensnapf zum Erbetteln der täglichen
Nahrung und einen langen Stock mit sich. Viele Hindus sehen in ihnen Heilige
und fühlen sich aus Religiosität verpflichtet, ihnen Nahrung und
Almosen zu geben.
Je nach ihrer Sektenzugehörigket bemalen Sadhus sich mit sehr
verschiedenen Zeichen. Die meisten Sadhus sind Gefolgsleute des Shivaismus,
der Verehrung Shivas. Sie imitieren das Leben Shivas und teilweise auch sein
mythologisches Aussehen. Durch drei Aschestreifen auf der Stirn wird das
Auslöschen der drei Unreinheiten symbolisiert (Maya, eigennützliches
Handeln und Selbstsucht). Viele Shiva- Anhänger tragen auch den
Dreizack und die zweifellige Trommel. Sie beschmieren sich mit Asche und behängen
sich auch mit rudraksh (Ketten aus braunen, runzligen Nüssen). Viele
der Sadhus rauchen aus Chillums (rohrartigen Haschpfeifen) Ganja oder
Haschisch. Shiva schuf und rauchte diese Pflanze angeblich zum Zweck der
Meditation. Obwohl die indische Regierung strenge Strafen auf
Haschischbesitz vergibt, wird der Konsum bei Sadhus wegen der „religiösen
Notwendigkeit“ toleriert.

Es gibt auch Gruppen von Sadhus, die völlig nackt leben. Sie tragen den
Wind als Gürtel. Sadhu werden kann übrigens jeder Hindu, unabhängig
von der Kaste. Die Sadhus gehören in Indien zum Alltag, und man
begegnet ihnen überall, vor allem an heiligen Orten und bei großen
religiösen Festen.
Der Safran in Indien gilt als heilig, sein Gelb, Orange, Rot als Farbe für
die Sadhus. Gelb ist die Farbe der Erde, sie lehrt Demut. Und Orange ist die
Hauptfarbe der Götter und somit die Farbe der Mönchskleider.