Orcha ist eine prachtvolle
mittelalterliche Stadt und liegt am Ufer des Flusses Betwa. Die unberührte
Schönheit dieses kleinen Ortes voller herrlicher Paläste und
Tempel macht Besucher sprachlos vor Entzücken.
Orcha wurde im 16. und 17. Jahrhundert von kühnen, kriegerischen
Bundela-Rajputen erbaut. Seine Bauwerke stellen eine reichhaltige Mischung
aus verschiedenen architektonischen Stilen dar, vom Mogul-Baustil bis zur
Architektur der Jains, und durchsetzt von persischen und europäischen
Einflüssen. Eine großartige Hinterlassenschaft, die im Lauf der
Jahre zu Stein geworden ist und den Besucher auch nach so vielen Jahren in
seinen Bann zieht.
In der Ferne sieht man das beeindruckende Fort inmitten dichter Vegetation.
Das gesamte Fort-Gebiet ist mit einer Brücke aus dem 17. Jahrhundert
mit der Stadt verbunden. Diese Brücke ist ein Meisterwerk des Brückenbaus
und gibt bereits eine erste Vorstellung von den architektonischen Leistungen
der Herrscher Orchas im Mittelalter.
Das wahrscheinlich eindrucksvollste Bauwerk im Fort ist das symmetrische
Jahangir Mahal (Palast Jahangirs). Die zarten hübschen Fenster mit
atemberaubender Aussicht läßt einen Besuch im Palast zu einer
reichen Erfahrung weden.
Dieser prächtiger Palast wurde vom berühmtesten Herrscher von
Orcha ( Bir Sing Dev ) zur Erinnerung an den Besuch des Mogulkaisers
Jahangir im 17 Jahrhundert erbaut. Bir Singh Dev brachte am Mogulhof den
Historiker Abul Fazl um, um den rebelliischen Prinzen Salim (später
Jahangir) zufriedenzustellen. Es heißt, daß Jahangirs Vater, der
große Kaiser Akbar, Abul Fazl zu Jahangir geschickt und schreckliche
Konsequenzen angekündigt habe, falls der Sohn sich nicht bessere. Das
Ende der Geschichte ist, daß Jahangir Kaiser wurde, und dieser Bir
Singh Deo als Herrscher von Orcha ersetzte.
Nahe beim Jahangir Mahal ist das Raj Mahal (Stadtpalast) , bekannt für
seine vielen Korridore, in denen man sich leicht verlaufen kann, wenn man
nicht aufpasst, und für seine außergewöhnlichen Wandgemälde.
Im königlichen Gemach sind sogar die Decken mit Gemälden geschmückt,
die die Herrlichkeit von Orcha darstellen. Zu diesen Gemälden passt
gut, daß viele Räume des Raj Mahal über ein ausgeklügeltes
System von natürlicher Beleuchtung verfügen.
Neben beeindruckenden und romantischen Palästen besitzt Orcha auch
einige schöne, ungewöhnliche Tempel.
Unmittelbar am Ufer des Betwa- Flusses erheben sich die Chattris (die
Ehrengrabmäler) ehemaliger Herrscher von Orcha inmitten verwilderter Gärten.
Dort sind Herrscher verbrannt worden. Jedes Chattari markiert den
Verbrennungsort einer bestimmten Person.
Der politische Ausgleich der Hinduherrscher mit Mogulkaiser Akber um 1580
vertiefte die Durchdringung von Hindu und Moslemkultur. Angeregt von der
Pracht des Mogulhofes ließen alle Hindudynastien Memorialbauten vor
den Toren ihrer Residenzstädte anlegen. Vorbilder der Kenotaphe sind im
weitern Sinne islamische Kuppelmausoleen. Die Hindufürsten wählten
offene Kuppelpavillons als bescheidenere aber dennoch eindrucksvolle und
repräsentative Kenotaphe. Chattri ist die indische Bezeichnung für
solche Pavillons, die als Memorialbauten dienen.