Aus der Rubrik Aus der stadt
Geschichte des Goethe-Studenten Bahadur Singh hat märchenhafte Züge
Stadt-Botschafter in Indien
ROTHENBURG - Die Tauberstadt hat viele Fürsprecher unter den begeisterten Touristen aus aller Welt, aber in Indien hat sie einen ganz besonderen "Botschafter". Reiseleiter Bahadur Singh Rajawat hat vor über zwanzig Jahren am hiesigen Goethe-Institut deutsch gelernt. Dies ermöglichte ihm der Großharbacher Malermeister Karl Schmidt, der damit einen wichtigen Grundstein für den beruflichen Erfolg des sympathischen Inders legte.
Es ist ein bißchen wie die amerikanische Tellerwäscher-Geschichte auf indisch: erzählt der Reiseleiter es selbst und betont, dass er seit zwanzig Jahren jedes Jahr nach Rothenburg kommt - auch aus Dankbarkeit für die großartige Hilfe, die er hier erfahren hat. Begonnen hat alles mit einem Urlaubsaufenthalt der Familie Schmidt im Jahr 1984 in Indien. "Da kam im Basar ein junger Mann auf mich zu und fragte, ob ich etwas wissen will", erzählt Karl Schmidt. Man kam aber nur kurz ins Gespräch und tauschte die Adressen aus. Telefonisch kam es dann zu weiteren Kontakten, die vor allem über die Professorin und Deutsch-Lehrerin Pavan Surana liefen.
Der Malermeister bekam mit, dass Bahadur Vollwaise ist und gerne Deutsch lernen möchte, aber ihm die Mittel dafür fehlen. Und so lud er den jungen Inder ganz einfach zum Deutsch-Kurs ans Goethe-Institut ein, wobei er alle Kosten vom Flug über den Aufenthalt bis zur Kursgebühr übernahm. "Anstatt für Organisationen zu spenden halt direkte Hilfe", betont der Großharbacher. Umso mehr freute er sich jetzt auch noch anläßlich seines 75. Geburtstages den indischen Freund hier zu haben. Und der widerum konnte es nicht fassen, dass man ihm und seinen Begleitern einen offiziellen Stadtempfang arrangiert hatte.
Bürgermeisterin Irmgard Mittermeier freute sich über die Gäste und meinte, es könne Rothenburg nichts Besseres passieren, als solche Botschafter zu haben. Die Großzügigkeit wie sie Karl Schmidt gezeigt habe, sei nichts Alltägliches, auch ihm danke die Stadt dafür.
Mitgekommen war mit Professorin Pavan Surana auch die Präsidentin der deutsch-indischen Gesellschaft aus Jaipur. Sie war damit zum siebten Male in Rothenburg.
"Es tut weh, dass hier das Goethe-Institut fehlt, an das ich so gute Erinnerungen habe", klagte Bahadur Singh Rajawat und erinnerte an seinen Deutschkurs vor 22 Jahren in Rothenburg. Jedes Jahr besuche er trotzdem die Örtlichkeit, sitze auf der Treppe und nehme aus Rothenburg "viel Kraft mit", denn hier spüre man in der jahrhundertealten Stadt nicht zuletzt durch die vielen Touristen einen guten Geist. Rajawat wörtlich: "Rothenburg ist für mich ein Wallfahrtsort!" Jede Gasse kenne er und allen Kunden und Bekannten erzähle er, dass sie hierher reisen müßten. Ebenso wie Pavan Sorana bedankte er sich herzlich "für die große Ehre". Gerne nahmen die Gäste auch einen kräftigen Schluck aus dem Meistertrunkhumpen des Kellermeisters.
Dass aus dem "Schmidt-Stipendiaten" ein erfolgreicher Geschäftsmann wurde, freut den Malermeister ganz besonders. Für den Inder ist klar: "Nächstes Jahr komme ich wieder!"
Artikel in Frauenzeitschrift LEA (07 März, 2012)
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