|
Shiva |
|
Auch Shiva, als Teil der göttlichen Trinität Brahma - Vishnu -
Shiva, manifestiert sich als der Zerstörer. Als solcher ist er jedoch
auch Ursache der Schöpfung, denn ohne die Zerstörung des alten
Zyklus kann keine neue Schöpfungsperiode entstehen. Brahma wirkt als
Schöpfergott und Vishnu als Gott der Erhaltung. Die drei göttlichen
Aspekte stellen die drei fundamentalen Kräfte der Natur dar, die es in
der Welt gibt:
- · Schöpfung,
- · Erhaltung und
- · Zerstörung.
Shiva verkörpert die Tendenz zur Auflösung und
Vernichtung. Der Name Shiva bedeutet wörtlich ,,günstig,
vielversprechend". Das Universum ruht nach der Zerstörung und vor
dem nächsten Schöpfungszyklus in Shiva. Er ist auch bekannt als
der Mahayogi, der oberste aller Yogis, dessen Trommelklang den Menschen zur
Vervollkommnung drängt.
Er hat drei Augen und vier Arme; heilige Asche wurde über seinen
ganzen Körper geschmiert.
In zwei seiner Hände trägt er einen Dreizack und eine Trommel,
die zwei anderen nehmen symbolische Handstellungen ein, und zwar in der
Bedeutung von Schutz und Gewährung von Wohltaten.
Shiva hat langes, filzhaftes Haar, und der lebensspendende Fluss Ganges
entspringt oben am Kopf.
Er trägt eine Mondsichel als Krone und Kleidung, die aus Tiger- und
Elefantenhaut gefertigt wurde.
Sein Hals, um den sich eine grosse Kobra windet, ist blau. Shiva hat eine
Kette und Girlande aus Schädeln um, und Schlangen zieren seinen Körper.
Ferner trägt er einen Gurt, einen heiligen Faden und Armreifen.
Shivas Augen sind halb geschlossen. Es handelt sich um eine heilige
Position. Geschlossene Augen zeigen an, dass sich die Person von der Welt
zurückgezogen hat. Geöffnete Augen weisen auf jemanden hin, der
voll und ganz der Welt zugewendet ist. Die halb geschlossenen Augen bedeuten
daher, dass Shivas Bewusstsein im inneren Selbst ruht, während sein Körper
in der äusseren Welt aktiv bleibt.
Künstler zeigen Shiva oft meditierend, mit dem schneeweißen
Hintergrund des Berges Kailash, was absolut reines Bewusstsein bedeutet. Der
Zustand der Meditation, den Shivas Haltung zeigt, birgt tiefe Symbolik, da
Meditation das letzte Tor zur Selbstverwirklichung ist. Um Gott zu
verwirklichen, ist es unerlässlich, zu meditieren.
Shivas weiße Haut symbolisiert das Licht, das die Dunkelheit
vertreibt, und das Wissen, das Unwissenheit vertreibt.
Der Dreizack (Trishula) symbolisiert die Zerstörung des Egos zusammen
mit seiner dreifältigen Wunschnatur im Zusammenhang mit dem Körper,
Gemüt und Intellekt. Shiva mit seinem Dreizack weist auf den Sieg über
das Ego hin, welches zur Vollkommenheit führt. Die drei Zacken repräsentieren
die drei Gunas (Eigenschaften): Sattvas (rein, klar), Rajas (aktiv) und
Tamas (dumpf, träge und unbewegt); die drei Schöpfungsphasen:
Erschaffung, Erhaltung, Zerstörung; sowie die drei Zustände:
Wachsein(Jagrat), Traumphase (Swapna) und Tiefschlaf (Sushupti).
Die Trommel repräsentiert Ton, Alphabet, Grammatik, Sprache und den
gesamten Bereich der sakralen und weltlichen Künste und Wissenschaften.
Die Trommel in seinen Händen bedeutet, dass die gesamte Schöpfung,
einschließlich der Künste und Wissenschaften, aus seinem göttlichen
Willen entstanden sind, bzw. lediglich ein Spiel von ihm sind. Zuerst
trommelt Shiva, dann tanzt er als Nataraja den Tanz des Universums. Die zwei
Augen Shivas symbolisieren die Sonne und den Mond; sein drittes Auge repräsentiert
das Auge des Wissens und der Weisheit, das Zentrum seiner Allwissenheit.
Das Tigerfell symbolisiert die vollständige Befreiung von Ärger.
Die Elefantenhaut, die er trägt, versinnbildlicht, dass alle
animalischen Impulse unter Kontrolle gebracht werden können. So erhebt
sich Shiva und meistert jegliche manifestierte Kraft.
Shiva ist in Begleitung einer Schlange (der Kobra). Auch sie ist durch eine
doppeldeutige Symbolik gekennzeichnet. Einerseits steht sie für Erde
und Tod, doch andererseits ist die aufgerichtete Schlange ein Symbol für
Spiritualität und Allverbundenheit. Shiva ist ein Meister von Zeit und
Energie und wird Nilakantha (Blauhals) genannt, weil er das Gift trank, das
drohte, die Welt zu zerstören, als die Götter und Dämonen den
Milchozean aufwühlten, um den Nektar der Unsterblichkeit zu gewinnen.
Das Gift machte Halt in seinem Hals und blieb dort, wodurch die äußere
Welt und auch Shiva selbst gerettet wurden. Aber das Gift färbte seinen
Hals blau.
Die Schädelgirlande und die Asche auf Shivas Körper
versinnbildlichen seine Rolle als Herr der Zerstörung. Dadurch werden
auch die Zyklen des Auftauchens und Verschwindens von Menschenrassen
dargestellt. Die Schädelgirlande steht auch für die Egos der
Menschheit, die er zerstört hat.
|
Die Manifestationsformen Shivas |
|
Shiva manifestiert sich in unterschiedlicher Art und Weise. Er ist jenseits
von Namen und Formen. Er erscheint in furchteinflößenden
Gestalten, aber auch in friedvollen, wohlwollenden, die Gnade und Wohltaten
gewähren. Die bekanntesten wohlwollenden Gestalten sind Nataraja, der
Herr des Tanzes, Ardhanarishvara, seine halb männliche/halb weibliche
Gestalt und Mahayogi, der Herr des Yoga und der Yogis.
|
Shiva als Nataraja |
|
Shiva ist auch ein großer Tänzer. Er wird König des Tanzes
(Nataraja) genannt, aber sein Tanz ist nicht Tändelei, sondern ein Schöpfungsakt
- er schafft und zerstört die Welt zugleich in diesem kosmischen Tanz.
Das Nataraja-Bildnis zeigt Shiva mit vier Händen und zwei Beinen in
Tanzposition stehend.
Er hält eine Trommel (Damaru) in der oberen rechten Hand und Feuer in
seiner linken. Die untere rechte Hand befindet sich in der Stellung des
,,abhaya-Mudra" (schutzgebende Geste und Zeichen von Furchtlosigkeit).
Die linke Hand weist auf den erhobenen linken Fuß. Sein linker Fuss
steht auf dem Kriegsfisch-Dämon.
In der Regel wird diese Darstellung von einem Feuerkreis umgeben. Shiva
tanzt jeden Abend, um die Leiden von Geschöpfen zu lindern und um die Götter
zu unterhalten, die sich am Kailash-Berg einfinden.
Shivas Tanz symbolisiert einen unaufhörlichen Prozess von Schöpfung,
Erhaltung und Zerstörung.
Die Trommel repräsentiert den Schöpfungston und das Feuer
versinnbildlicht die Flammen, die am Zeitenende die Welt zerstören.
Seine anderen zwei Hände, die Segen, Wohltaten und Schutz gewähren,
wenden sich an die Anhänger und ermuntern sie, Schutz zu den Füssen
des Herrn zu suchen.
Der Dämon, auf dem Shiva steht, symbolisiert die Unwissenheit, die uns
unser Gleichgewicht und unsere Bewusstheit verlieren lässt. Shivas Tanz
führt zu einem Himmel der Seligkeit, in dem sich das Ego auflöst.
In seinem ,,Tandava"-Tanz zerstört Shiva den Dämon der
Unwissenheit zum Wohle der Anhänger, die sich ihm ganz hingeben.
|
Shiva als Gangadhar |
|
Der heilige Strom Ganga floß ursprünglich als Milchstraße
nur im Himmel; über ihre Herabkunft zur Erde, ihre Demütigung
durch Shiva, ihre Integrierung in den shivaitischen Götterkreis und
ihre Kraft zur Sündenvergebung berichtet folgender Mythos : Sagara, ein
König der Sonnen-Dynastie von Ayodhya, hatte 60000 mißratene Söhne.
Als er ein Pferdeopfer zelebrieren wollte, stahl der Götterkönig
Indera das heilige Roß und band es an der Waldeinsiedelei des Weisen
Kapila (eine Inkarnation Agnis) fest. Sagaras Söhne hielten ihn für
den Dieb und wollten ihn töten, doch er verbrannte sie durch die Kraft
seiner Askese zu Asche. Kapila riet dem verzweifelten König, die Asche
seiner Söhne durch die Reinigungskraft der Ganga zu entsühnen und
sie damit zu erlösen. So übte Bhagiratha, ein Verwandter des Königs,
so lange Askese, bis Ganga versprach, zur Erde herabzukommen, wenn
irgendjemand die Gewalt ihrer Wassermassen auffangen könne. Shiva erbot
sich Ganga zu bändigen; sie stürzte sich siegessicher herab, um
Shiva zu zerschmettern, doch er fing sie mit seinen Haaren auf und leitete
sie über die Erde. Die Asche der 60000 Vorfahren Bhagirathas wurde entsühnt.
|
Ardhanarisvara |
|
Sein
Aspekt als Ardhanarisvara" stellt Shiva halb als Mann und halb
als Frau dar. Seine linke und weibliche Seite repräsentiert Parvati,
seine Gemahlin.
Dieses Bild symbolisiert die bipolare Natur d er Welt, die Gleichheit von
Mann und Frau, sowie die Vereinigung von Shiva -Shakti, die zur geistigen
Erleuchtung führt. Grundsätzlich ist die Natur der Welt bipolar.
Alles existiert als Gegensatz, charakterisiert durch zwei gegensätzliche
Meinungen oder Naturen. Das Gegensatzprinzip findet hier seine Darstellung
durch männlichen (Purusha) und weiblichen (Prakriti) Aspekt - Shiva und
Shakti.
|
Shiva - Lingam und Yoni |
|
Die gläubigen Hindus verehren Shiva überwiegend nicht in seiner
anthropomorphen Darstellung, sondern in seiner Lingam-Form umringt von Yoni,
dem weiblichen Geschlechtsorgan- Yonilingam.
Nach einer bestimmten Vorstellung der Hindus ist das Lingam, der erigierte
Phallus, voller Hitze, worunter zeitweise die ganze Welt zu leiden hat, wie
es die Mythologie vielfach belegt. Es ist eine der Aufgaben der Gläubigen,
das Shiva-Lingam kühl zu halten oder es abzukühlen. Daher hängen
sie in jedem Shiva Tempel ein Kupfergefäß mit einem kleinen Loch über
dem Shiva-Lingam auf und füllen es mit Wasser. Rund um die Uhr tropft
Wasser aus dem Gefäß auf das Shiva-Lingam und verhindert so seine
Überhitzung.
Ein Shiva-Lingam besteht aus drei Teilen. Der unterste Teil ist
quadratisch, der mittlere achteckig, der dritte zylindrisch und erhebt sich
über den Sockel.
Der Shiva-Lingam ist so angebracht, dass eine Hälfte in der Erde
eingebettet liegt, während die andere über der Oberfläche
verbleibt. Der über der Oberfläche erscheinende Teil repräsentiert
die manifestierte sichtbare Welt der Vielfalt .
Die unter der Oberfläche sitzende Hälfte stellt die unsichtbare
Grundlage dar, die die obere Hälfte trägt und die unmanifestierte
höchste Realität symbolisiert.
Entdecken
Sie die Stadt von Shiva : Varanasi am Ganges !