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Ganesha : Gott des Anfangs und des Gelingens |
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Der wohl meist geliebte Gott im hinduistischen Pantheon ist Ganesha, der
Gott mit dem Elefantenkopf, der von Hindus, Buddhisten und Jaina gleichermaßen
verehrt wird. Er wird als Sohn von Shiva und Parvati gesehen.
Über Ganeshas Geburt und die Entstehung seines Elefantenkopfes gibt es
verschiedene Versionen. Eine beliebte Geschichte berichtet, daß
Parvati längere Zeit allein war, weil ihr Mann Shiva sich in Meditation
zurückgezogen hatte. Sie beschloß, sich selbst einen Sohn zu
machen und formte ihn, bevor sie ihr tägliches Bad nahm, aus dem Schorf
ihres Körpers mit Salben, Ölen und Gangeswasser, und stellte ihn
als Türwächter vor den Baderaum. Damals hatte Ganesha einen
normalen Menschenkopf. Zum Kopf eines Elefanten kam er durch den Zorn des
Shiva. Als er diesem den Weg zu seiner Gattin verstellte, weil sie gerade
badete, und er Shiva ja nicht kannte, sei der große Gott so in Zorn
geraten, daß er dem Ganesha mit dem Schwert den Kopf abschlug. Parvati
war. außer sich und flehte Shiva an, Ganesha wieder zum Leben zu
erwecken. Shiva versprach darauf, ihn mit dem Kopf des ersten
vorbeikommenden Lebewesens auszutauschen und ins Dasein zurückzurufen.
Das erste Wesen war ein Elefant. Durch die Wiederbelebung ist Ganesha auch
Shivas Sohn geworden und wird von ihm anerkannt. Er ernannte ihn nicht nur
zum obersten Heerführer seiner ,,Ganas" (Armeen), sondern sagte
auch allen anwesenden Göttern, dass Ganesha immer zuerst angebetet
werden würde, die anderen Götter erst nach ihm.
Ganesha wird dickbäuchig, mit dem Körper eines Mannes, aber den
Beinen eines Kindes, dargestellt. Er hat einen abgebrochenen Stosszahn und
trägt um seinen Bauch eine Schlange als heiligen Faden.
Ganesha hat vier Arme. Diese vier Arme repräsentieren die vier Aspekte
des feinstofflichen Körpers: Geist, Intellekt, Ego und Bewußtsein.
In einer Hand hält er eine Axt und in der anderen ein Fangseil. Die Axt
symbolisiert die Zerstörung aller Wünsche und Bindungen. Mit dem
Seil zieht Ganesha den Sucher aus seinen weltlichen Problemen und verbindet
ihn mit ewiger Glückseligkeit. In der dritten Hand hält Ganesha
eine Süßigkeit, die die Belohnung spiritueller Suche darstellt.
In der vierten Hand hält er eine Lotusblume, die das höchste Ziel
der menschlichen Evolution versinnbildlicht: Erleuchtung. Künster
stellen Ganesha oft die Axt und das Fangseil mit zwei seiner Hände
haltend dar. Dann lassen sie eine seiner Hände eine heilige
Handstellung einnehmen, die Schutz und Segen gewährt.
Ganeshas Kopf enthält kleine, durchdringende Augen, die das winzigste
Detail jedweden Gegenstands untersuchen können. Diese Augen verfügen
über die innere Schau, den Geist Gottes in jedem zu sehen.
Ganeshas Reittier ist eine kleine Maus. Die Maus steht für Egoismus
und weltliche Wünsche, worin die Ursache für all unser Leiden
liegt. So wie die Maus in Dunkelheit lebt und stiehlt, so lebt unser Bewußtsein
in Unwissenheit und ist ständig beschäftigt mit materiellen
Gewinnen, wodurch unser innerer Friede gestohlen wird. Ganesha beherrscht
sein Reittier vollständig, d.h. er hat Egoismus und Wunschnatur überwunden.
Ganesha, der auf seiner Maus reitet, steht für einen vollendeten
Menschen, der seinen begrenzten Körper, Fühlen und Denken,
dargestellt durch die Maus, benutzt, um die grenzenlose Wahrheit, die
Ganesha symbolisiert, zu übermitteln.Körper, Fühlen und
Denken sind begrenzt. Es ist ihnen nicht möglich, den unbegrenzten
Atman zum Ausdruck zu bringen. Der Intellekt des Durchschnittsmenschen kann
die Wahrheit nicht begreifen.
Kein Gebet, kein neues Unternehmen und keine Festlichkeit kann von Erfolg
gekrönt sein, ohne vorher zu Ganesha gebetet zu haben, der einerseits
Hindernisse verschwinden lässt, wenn es ihm beliebt, der aber
andererseits ebenso Probleme schaffen kann, falls man ihn bei einem
wichtigen Anlass vergisst. Auch bei Hochzeiten wird er angerufen, denn die
Ehe ist ein neuer Anfang und soll von Glück gesegnet sein. Auf den
meisten Einladungen zu einer Hindu-Hochzeit ist als kleines Emblem Ganesha
zu sehen. Gelegentlich ist der Stachelstock durch eine Axt, die Schlinge
durch einen Lotos ersetzt, überhaupt sind ikonographische Varianten häufig.
An seinem Elefantenkopf ist der Gott in jedem Falle zu erkennen, so daß
seine Attribute für die Identifizierung weniger wichtig sind.
Im August/September jeden Jahres feiert man dort das Ganesha-Fest, bei dem
große, aus Lehm geformte Ganesha-Idole mit Kokosnüssen, Bananen
und Süßigkeiten symbolisch gespeist und mit Musik verehrt werden.
Zu Ende des Festes trägt man sie feierlich zum Meer oder einem Fluß
und versenkt sie. Das gleiche geschieht mit den kleinen Ganesha-Figuren, die
das Jahr über im Hause gestanden haben, meist auf einem Sockel über
dem Türbalken oder in der Zimmerecke. Die aus der Erde gekommene
Gestalt kehrt in den Naturhaushalt zurück
Ganeshas Frauen sind Riddhi (Erfolg) und Siddhi (Wohlstand) .