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Der Erhaltergott im Hinduismus : Vishnu |
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Vishnu ist ein strahlender jugendlicher Gott mit vier Armen. Er trägt
königliche Kleidung und eine hohe Königstiara (Kiritamukuta).
Von der linken Schulter herab hängt ihm die Brahmanenschnur.
Oft hat er auf der Brust das Juwel Srivatsa oder Kaustubha, dazu schmücken
ihn Halskette, Oberarmspangen, Armreife und Ringe.
Eine lange Girlande aus fünf verschiedenen Edelsteinarten, die mit den
fünf Elementen in Verbindung stehen, hängt von seinen Schultern
bis zu den Knien herab.
Vishnus markanteste Erkennungszeichen sind die Attribute in seinen vier Händen.
Der Diskus (Chakra) ist ein flacher Eisenring, an der Außenkante
scharf geschliffen, der in die Schlachtordnung der Feinde geschleudert wird.
Er versinnbildlicht die Sonne in ihrem unaufhaltsamen Lauf. Die Waffe wird
bei Vishnu manchmal durch einen Lichtring, oft durch ein Rad ersetzt, das
gerechte Herrschaft symbolisiert.
Die Muschel (Sankha), genauer das Muschelhorn, wird in Indien bei
festlichen religiösen Anlässen geblasen. Sein Schall dringt in
alle Weltgegenden - gleich der Natur des Vishnu, welche die Wesen aller
Richtungen durchdringt und beseelt. Diskus und Muschel weisen oft vier
Flammen auf, die die große Reichweite der Attribute andeuten sollen.
Der Lotos (Padma) ist das Symbol der Reinheit, denn er wächst aus dem
schmutzigsten Tümpel makellos hervor. In geschlossener Form als Knospe
kennzeichnet er Vishnu als den Urheber der Schöpfung, zur Blüte geöffnet
symbolisiert er die Schöpfung und das Universum.
Die Keule (Gada) erscheint bei Vishnu emporgerichtet oder auf die Erde gestützt.
Sie deutet Stärke an und gibt zu verstehen, dass Vishnu die Dämonen
bekämpft.
Die Verteilung der Attribute auf Vishnus vier Hände ist nicht
einheitlich. Diskus und Muschel sind konstante Attribute, Lotos und Keule können
fehlen; die Hände bleiben dann frei. Bei stehenden Darstellungen des
Gottes kann eine Hand nach unten gerichtet sein, um das Abstützen auf
der Keule anzudeuten.
Die rechte untere Hand zeigt die Ermutigungsgeste (Abhayamudra). Dies gilt
auch für Darstellungen des Vishnu in sitzender Haltung.
Oft wird Vishnu ruhend auf der Schlange Ananta (Unendlichkeit) dargestellt,
die im Welten-Ozean schwimmt.
Ruht Vishnu, so findet keine Schöpfung statt. Ein anderer Name für
die Weltenschlange ist Shesha (Rest), weil sie bei jeder Auflösung der
Natur, wenn Vishnu ruht, jeweils den Rest der vergangenen Welt in sich trägt.
Erwacht Vishnu wieder aus seinem Schlaf und entschließt sich zur Schöpfung
einer neuen Welt, dann entspringt aus seinem Nabel eine Lotusknospe. Blüht
sie, so sitzt Brahma darauf. Als aktiver Schöpfer steht Vishnu als
Narayana aufrecht auf der Schlange des Weltenozeans.
Vishnus Gemahlin ist die gütig lächelnde Lakshmi, eine Göttin
eigenen Rechts,
Nach dem Glauum Götter und
Menschen von dämonischen Mächten zu erreeten und die Weitordnung
wiederherzustellen. Einige Herabkünfte (Avataras) zeigen Vishnu nicht
als universellen Gott, sondern zeitlich und funktionell beschränkt.
Die hinduitische Kosmologie unterteilt die ewig als Wiederholung ihrer
selbst abrollende Zeit in jeweils vier Weitzeitalter (Yugas), die nach
Weltbränden und einer Ruhepause auf neue beginnen. Eine solche
Weitperiode heißt ein Tag Brahmas oder Kalpa und währt 4
Milliarden 320 Millionen Menschenjahre ! Ein Kalpa kann auch in 14
Manvantaras = Manu-antaras, Lebensdauer eines Manu, unterteilt werden. Zu
Beginn jdedes Manvantara ersteht aus dem Schöpfergott ein neuer Manu,
der erste Mensch und Gesetzgeber, aus dem ?Prajapatis und Rishis, Ahnherren
des Menschengeschlechts und weise Seher hervorgehen. Jedes Manvantara
beginnt mit einer großen Flut und der Errettung der ewigen Göttlichen
Offenbarung, des Veda, aus den Klauen der dämonischen Asuras. In den
Puranas erhielten viele ehemalige Brahma-Mythen vishnuitischen Anstrich.
Vishnu verkörpert sich in den ersten Yugas oder Manvantars
tiergestaltig zu den Irdischen herab, um am Ende eines Kalpa die Lebewesen
zu erlösen. Die heiligen Schriften sprechen von einer unterschiedlichen
Anzahl von Herabkünften, beispielweise von 22 Avatars; am bekanntesten
ist jedoch ein Zyklus von Zehn Herabkünften (Dashvatara). Danach
inkarniert sich Vishnu.
- im Goldenen Krita-Yuga viermal, nämlich als Fisch, Schildkröte,
Eber und Mann-Löwe;
- im Silbernen Treta-Yuga dreimal, als Zwerg und die Helden Parashurama
und Rama;
- im Kupfernen Dvapara-Yuga einmal, als Hietengott Krishna;
- im gegenwärtigen Eisernen oder dunklen Kali-Yuga zweimal, nämlich
zu Beginn als Buddha und am Ende als apokalyptischer Reiter Kalki.