Junagarh Fort, BikanerIm Jahre 1587 begann der Rajputen-König Raja Rai Singh, einflußreicher Heerführer des Großmoguls Akbar, mit dem Bau dieser ebenerdigen Festung, die durch einen Wassergraben und eine hohe Mauer geschützt ist. An manchen Stellen hat die fast 1 km lange Umfassungsmauer eine Breite von 9 m und eine Hohe von 20 m. Diesen beeindruckenden Schutzvorkehrungen ist es zu verdanken, daß das Fort nie von Feinden eingenommen werden konnte und bis heute sehr gut erhalten ist. Nach und nach errichteten die Nachfolger von Rai Singh etliche Bauwerke innerhalb der Festungsmauern, so daß der Besucher heute mehr als 30 Paläste, Tempel und Pavillions bewundern kann. Ein großer Teil der Paläste kann besichtigt werden.
Ältester Bestandteil der Palastanlage ist das Eingangstor Suraj Pol, durch das man auch heute noch den Komplex betritt. Es ist ein massiver Bau ohne Schnörkel, dessen glatte Fassade nur durch zwei Balkone und eine sie verbindende Galerie aufgelockert wird, von der aus Musikanten die Abreise oder die Ankunft des Rajas verkündeten. Im Gegensatz zu den übrigen Bauten ist es aus gelbem Marmor gefertigt, der aus dem 300 km entfernten Jaisalmer herangeschafft wurde. Der Legende zufolge soll Rai Singh den Baustoff seiner aus Jaisalmer stammenden Frau zuliebe gewählt haben, wahrscheinlich aber hatte man den langen Transportweg auf sich genommen, weil der später verwendete rötliche Sandstein noch nicht entdeckt worden war. Zwei Elefanten flankieren den Durchgang zum ersten großen Innenhof .
Dabei ist es ratsam, sich von im Fort angestellten Führern die vielen Räume zeigen zu lassen, da man sich sonst leicht verirren kann. Besonders beeindruckend sind die Ganga Niwas Durbar Hall mit den fein gemeißelten Wänden und Dächern, der mit Spiegeln verzierte Phul Mahal (Blumensaal) und der mit Jagdszenen bemalte Chandra Mahal (Mondsaal). Die Innenausstattung der Räume zeigt deutlich den Einfluß der mogulischen Architektur.
Eines der Glanzstücke des Palastes ist der Saal der Privataudienzen, Anup Mahal, der im 17. Jh. unter Anup Singh entstand und seine phantastische aus Spiegeln, Einlegearbeiten und Malereien in Gold bestehende Dekoration unter Raja Surat erhielt. Für die Innenausstattung griffen die Herrscher von Bikaner bevorzugt auf fremde Künstler zurück. Für Lackarbeiten auf Holz holte man Spezialisten aus Multan (heutiges Pakistan), für Einlegearbeiten Künstler aus Amber bei Jaipur. Wie in etlichen rajputischen Palästen trat auch in Bikaner ab dem 18. Jh. der Mogulstil deutlicher in Erscheinung, da mit dem Niedergang dieser Dynastie viele arbeitslos gewordene Kunsthandwerker an die Fürstenhöfe abwanderten.
Im Blumenpalast kann man ein kleines Bett des Rao Bika (1465-1504) bewundern. Der Herrscher ließ seine Beine immer über den Rand hinausragen, um selbst dann noch, wenn er ans Bett gefesselt werden sollte, aufspringen und sich gegen seine Widersacher verteidigen zu können. Ganz
unbegründet war dieser Spleen nicht, hatte doch eine Konkubine seinen Fotogalerie
Großvater mit seinem Turban ans Bett gebunden und so den Häschern preisgegeben.
Heute ist hier das Museum untergebracht, das nach alter rajputischer Tradition voller Stolz die übliche Waffensammlung präsentiert, darunter auch eine Kanone, die auf ein Kamel montiert werden konnte, und sogar das wie eine Reliquie ausgestellte Flugzeugwrack aus dem Ersten Weltkrieg.
Jain Tempel
Die beiden im 14.Jahrhundert entstandenen Jain-Tempel der zwei Kaufmannsbrüder gehören zu den ältesten noch erhaltenen Bauwerken Bikaners. Wie immer bei Sakralbauwerken dieser Religionsgemeinschaft überzeugen die Tempel durch ihren Detailreichtum.
Devi Kund, Sagar
Die um einen künstlichen See angelegten Totengedenkstätten für die Herrscher von Bikaner wirken mit ihren verspielten Kuppeldächern aus Ziegeln, Sandstein oder Marmor und den sie stützenden reich ornamentierten, freistehenden Säulen eher wie heitere Sommerpavillons. Am beeindruckendsten ist der weiße Marmor-Chattri von Maharaja Sardhul Singh (1943-1949). Acht Kilometer östlich von Bikaner.
Kamelzuchtfarm
Die einzige staatliche Kamelzuchtfarm Indiens befindet sich 10 km nördlich von Bikaner. Sie dient vor allem Züchtungs- und Forschungszwecken. Die meisten Wüstentiere werden zwar bei Paraden und Filmaufnahmen eingesetzt, doch auch Kamele für die indischen Grenzschutztruppen werden hier aufgezogen.
Wer mindestens 25 Kamele besitzt, erhält kostonlos einen Deckbullen, die anderen können ihre Stuten zur Dekkung auf die Farm bringen.