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Kuchipudi Tanz |
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Der Kuchipudi-Tanzstil stammt aus dem Bundestaat Andhra Pradesh im Südosten Indiens. Der Kuchipudi hat Ähnlichkeit mit dem Solotanz im Bharata Natyam und mit dem brahmanisch geprägten Bhagaparamela-Tanztheater. Diese Stilrichtung ist in ihren Vorläufern schon ab dem 7./8. Jahrhundert nachweisbar. Sie faßte Tanz, Theater und Musik als ein besonders geeignetes Mittel auf, Bhakti, die Idee einer vor allem vishnuitisch geprägten Gottesliebe, zu verbreiten. Hinzu kamen, ab etwa dem 13. Jahrhundert, Elemente des Krishna-Kults. Dementsprechend oft handeln die Kuchipudi-Stücke von Episoden aus den Leben Vishnus und Krishnas. Einer der bekanntesten Autoren von Bhagavatamela und Kuchipudi-Stücken ist der Heilige Tirtha Narayana Yati (um 1400), aus dessen Feder viele Dramen stammen, die oft als Vorlage für neuere Versionen und Choreographien dienten. Sein Schüler Siddhendra Yogi soll es gewesen sein, der mit einem eigenen Stück den Nawab von Golconda begeisterte. Dieser Heilige gilt daher als der Begründer des Kuchipudi. Im Unterschied zum Bhagavatamela sind die vor Ort mitunter mehrtägigen Aufführungen des Kuchipudi dramaturgisch weniger geschlossen. So können einzelne Programmteile des BharataNatyam-Solotanzes den Handlungsverlauf eines Stückes durchbrechen. Während im Bhagavatamela ausschließlich Männer tanzten, treten im Kuchipudi auch Frauen auf. Die große Vielfalt der Stücke und der breite Raum für Virtuosität haben den Kuchipudi-Stil immer beliebter gemacht. Die Tanztechnik des Kuchipudi gleicht im wesentlichen der des Bharata Natyam: Auch sie weist viele Übereinstimmungen mit dem Natyashastra-Text auf, auch sie wechselt zwischen kraftvollen und eher anmutigen, zwischen rein rhythmischen und mehr ausdrucksvoll-erzählerischen Elementen. Charakteristisch für den Kuchipudi ist das äußerst virtuose Bewegungsrepertoire: Zu den Besonderheiten zählen ein artistischer Tanz auf einem Messingtablett, auf dem der Darsteller zu einem 'Verblendung' (mohana) genannten Raga bis zu fünfunddreißig rhythmische Variationen entwickelt, oder ein Tanz mit brennenden Lichtern, die der Akteur auf Kopf und Händen balanciert