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Die buddhistische Architektur |
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Stupa
Zu
den ältesten noch vorhandenen historischen Bauten gehören die
Reste der Stupas, halbkugelförmige Monumente, in denen Reliquien von
Buddha aufbewahrt wurden. Der Stupa (Haarschopf) besteht aus einem Unterbau
(Medhi) und einer sich darüber wölbenden Halbkugel (Anda). Diese
Gedächtnisstätten werden als Abbild des Kosmos gedeutet und die
einzelnen architektonischen Teile als symblische Repräsentationen der
verschiedenen Ebenen des Weltberges Meru. Die Stupas werden von einem runden
Schirm, Symbol der Herrschaft und des Schutzes, gekrönt und die
Mittelachse der Stupas symbolisierst die Weltachse. Manchmal sind die Stupas
von Mauern umgeben, die durch Tore (Toranas) den Pilgern Einlass gewähren.
Die Toranas von Sanchi mit ihren ausgezeichneten Skulpturen, die symbolisch
die buddhistishe Lehre darstellen, sind ein besonders schönes Beispiel.
Waren die Stupas zu Zeiten von Ashoka noch kleine Hügel, wurden sie im
Lauf der Zeit zu riesigen Steinkuppeln, die über mehrstufige Sockel in
den Himmel ragten. Der Stupa von Sanchi hat einem Durchmesser von 36 m und
ist ohne Aufsatz 16,5 m hoch.
Daneben entwickelten sich in dieser Zeit auch die Höhlenklöster
mit großen Gebetshallen (Chaitya- Hallen) und einfachen Wohnräumen
für die Mönche (Viharas). Sie wurden während der Zeit des
Hinayana- Buddhismus errichtet. In den Chaitya- Hallen wurde jedoch nie
Buddha selbst dargestellt, da er nie als Gott verehrt werden wollte, sondern
Symbole wie der Bodhibaum, das Rad oder seine Fußabdrücke. In späterer
Zeit entstanden in den buddhistischen Zentren Nordindiens Klosteranlagen.
Schöne Beispiele finden sich um Leh.
Stambhas
Eine weitere besondere buddhistische Architekturform sind die Stambhas,
monolithische Säulen mit aufgesetzten Kapitellen, auf denen Bäume,
Stiere oder Elefanten dargestellt wurden. Auch Kaiser Ashoka ließ
solche Stambhas mit eingravierten Edikten im ganzen Reich aufstellen, wobei
auf seinen Säulen jedoch nur Löwenkapitelle auftauchen. Dies weist
auf die Übernahme des Löwen als Herrschaftssymbol aus dem
iranischen Raum hin.
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Die mogulische Architektur |
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Einige indische Bauten von Weltrang stammen aus der Mogulperiode.
Die wichtigsten Bauten der Mogul sind Grabanlagen, Moscheen, Paläste
und Gertenanlagen. Häufig sind die Gartenanlagen Teil von Palästen
oder Grabanlagen. Während der Herrschaft Shah Jahans entstanden einige
der elegantesten Bauten der Mogulperiode. Die Verwendung von Marmor,
Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen und vielfach gefächerten Bögen
verliehen seiner Architektur Leichtigkeit und Eleganz. Das Meisterwerk Taj
Mahal vereint persischen und hinduistischen Stil zu einem harmonischen
Ganzen. In Shah Jahans Regierungszeit entstanden auch das Rote Fort und die
große Moschee Jami Masjid in Delhi, die Maßstäbe für
alle nachfolgenden Bauten setzten.
Grundform der Moschee
Der
Grundtyp einer Moschee besteht aus einem überdachten Gebetsraum und dem
davor liegenden Hof. Im Gebetsraum ist die Wand in Richtung Mekka durch ein
Gebetsnische (Mihrab) gekennzeichnet, daneben befidet sich in den
Hauptmoscheen der Predigtstuhl Minbar. Häufig ist der Hof durch eine
umliegende Pfeilerhalle umschlossen, die am Gebetsraum ihren Anfang und Ende
findet. Im Hof befindet sich meist ein Brunnen für die vor jedem Gebet
notwendigen rituellen Waschungen. Besonders auffallend sind die Minarette,
von denen aus der Muezzin zum Gebet ruft.
Mogulische Moscheen
Die ersten Moscheen wurden aus den Bauteilen zerstörter Hindutempel
von indischen Handwerkern gebaut. Die Kragbögen dieser Moscheen
verdeutlichen den noch sehr starken hinduistischen Einfluss. Später
entstanden auch in Indien die Kuppeln- nach dem Vorbild der Moscheen aus dem
arabischen Raum in Wölbtechniken mit radialem Steinschnitt. Die
mogulischen Herrscher ließen Handwerker aus der Türkei und
Persien kommen, damit die Moscheen, den Vorbildern in ihrer ursprünglichen
Heimat ähnelten. Im Gegensatz zu den hinduistischen oder jainistischen
Tempeln ist die Moshee, der islamischen Tradition folgend, schmucklos, nur
manchmal werden für Verzierungen Blumen- und Pflanzenmotive verwendet.
In Gujarat entwickelte sich der indosarazenische Stil, bei dem Säulen
und Wände der Moschee äußerst feine Reliefstrukturen
aufweisen. Besonders schöne Beispiele sind die Jami Masjid in Delhi und
die Moti Masjid in Agra.
Festungsanlagen
Die mogulischen Eroberer, die ständig Krieg mit ihren Nachbarn führten,
ließen zahlreiche Festungen bzw. Ganze Städte bauen, bei denen
Schutz und Repräsentation im Vordergrund standen. Außer dem Roten
Fort in Delhi und der Festung in Agra ist die heute verlassene der
Mogulherrscher. Sie ließen sich bei ihren Bauten von älteren
indischen Vorbildern wie den Anlagen von Mandu oder der Festung von Gwalior
inpirieren.
Grabanlagen
Die
Anlagen für die Verstorbenen in Form von Tombs (Grabmälern)
entwickelten sich unter den Moguln zur Vollendung. Neben dem bekanntesten
Bauwerk Indiens, Taj Mahal, sind Humayuns Grabmal in Delhi, das Itimad
ud-Daulain Agra sowie die Qutb Shahi Tombs in Hyderabad zu nennen.
Gartenanlagen
Char Bagh (vier Gärten), der geometrisch angelegte Garten, ist ein
wesentlicher Bestandteil von Grabanlagen und Festungen. Manchmal wurden auch
eigenständige Gartenanlagen geschaffen, die eng mit moslemischen
Paradiesvorstellungen verknüpft sind. Diese erstmals in Persien
angelegten Gärten wurden durch den Mogulherrscher Babur nach Indien
gebracht und im Lauf der Jahrhunderte weiterentwickelt. Wichtige Beispiele
findet man bei Humayuns Grabmal in Delhi oder im Shalimar-Garten in Srinagar
(Kashmir).
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Die Kolonialarchitektur |
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Repräsentationsbauten
Die Engländer erbauten neben Festungen und Verwaltungsgebäuden
auch einige Repräsentationsbauten, um ihren Herrschaftsanspruch zu
unterstreichen. Das Victoria Memorial in Kolkata, eine Gedächtnisstätte
für Queen Victoria, und Nue-Delhi, das als Verwaltungszentrum komplett
neu gebaut wurde, gehörten zu den ambitionierten Projekten der Engländer.
Paläste
Während
der Kolonialzeit entstanden in mehreren Städten neue Paläste der
indischen Maharadschas, die oft europäische Stile nachahmten. Dabei
wurden die Gebäude von Europäern entworfen und manchmal die
Inneneinrichtungen aus Europa importiert.
Beeindruckende Beispiele sind der Jai Vilas (1874) in Gwalior und der
Lalbagh Palace (1880) in Indore.
Indosarazenischer Stil
Neben den europäischen Nachahmungen entwickelte sich der als
indosarazenisch bezeichnete Stil, eine Vermischung von indischen und europäschen
Architekturformen. Das Victoria Memorial in Kolkata, der High Court in
Chennai und der Victoria Terminus in Mumbai sind nur drei Beispiele. Daneben
gibt es interessante Abweichungen wie den Umaid Bhavan in Jodhpur, der eine
Neuinterpretation indischer Bauformen darstellt, und den sehr indisch
anmutenden Lalgarh Palace in Bikaner (Rajasthan).
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Die Architektur seit der Unabhängigkeit |
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Die Architektur seit der Unabhängigkeit ist geprägt vom
Versuch, dem wachsenden Bedarf nach Wohn- und Geschäftsräumen
gerecht zu werden. Zwei Projekte seien in diesem Zusammenhang besonders erwähnt:
Chandigarh, die neu erbaute Hauptstadt von Punjab und Haryana, sollte der
Idee eines modernen, demokratischen Indien Ausdruck verleihen. Der Architekt
Le Corbusier entwarf eine Stadt mit weiten Straßen, großen Plätzen
und nach Funktionen aufgeteilten Stadtteilen. Auch wenn die einstigen
Betonbauten inzwischen grau und verwittert sind und viel von der Symbolkraft
für ein neues, unabhängiges Indien eigebüßt haben, sind
sie doch prägend für die nachfolgenden indischen
Architektengenerationen geworden.
Ebenfalls bemerkenswert ist das Indian Institute of Management in Ahmedabad
(Gujarat). Entworfen wurde die Anlage von dem amerikanischen Architekten
Louis Khan, der sie zwischen 1962 und 1972 errichten und sich dabei von den
Ruinenstädten Mandu und Fatehpur Sikri inspirieren ließ. Die aus
Ziegelsteinen errichteten Bauten auf dem über 25 ha großen Grunstück
sind so gebaut, dass sie den besonderen klimatischen Bedingungen Rechnung
tragen. Sie schützen vor der heißen Sonne, lassen aber Wind
herein. Die Gebäude haben große Galerien und Innenhöfe, da
Khan davon ausging dass sich das Lernen nicht nur in Studierzimmern, sondern
auch draußen vollziehen sollte.