Karnataka ist der feuchtesten Region
Indiens. Das Klima wird vom Monsunregen bestimmt, der im Juni von
Südwesten heranfegt und der Küste eine durchschnittliche
Niederschlagsmenge von 4 m beschert, ehe er sich Ende September verabschiedet.
Die Bergkette der mit dichten Wäldern bedeckten Westghats, die sich
entlang der palmenbestandenen Küste erstreckt, lässt die Regenwolken
nicht nach Osten abziehen. Daher ist das Landesinnere- bestehend aus dem
Südausläufer des dreieckigen Dekkan, der hier Mysore Plateau genannt
wird - erheblich trockener: Im Norden besteht der Boden aus dunkler Vulkanerde,
im Süden herrscht unfruchtbarer Quarzgranitboden vor. Durch dieses
sonnenverbrannte Gebiet fließen zwei der heiligsten Flüsse Indiens,
der Tungabhadra und der Krishna, nach Osten in en Golf von Bengalen.
Grob gesagt, konzentrieren sich die Hauptanziehungspunkte von Karnataka am
nördlichen und südlichen Ende des Staates, während es entlang
der Küste zwischen Goa und Kerala noch eine Hand voll seltener besuchte
Stätten gibt.
Der Verlauf der
Straßen und Eisenbahnschienen macht es erforderlich, dass auf der
Reiseroute fast immer die Bundesstaatshauptstadt Bangalore liegt, eine
schnellebige, moderne Stadt, die mit ihren eleganten Einkaufszentren,
Fastfood-Lokalen und einem Nachtleben, das sich außer in Mumbai sont
nirgendwo findet, die Ambitionen des neuen Mittelstandes von Indien
verkörpert.
Die andere große Stadt, Mysore, besticht mehr
durch ihr altmodisches Ambiente, die Paläste aus dem 19. Jh. und lebhaften
Märkte. Zudem liegt sie in Reichweite mehrerer wichtiger historischer
Denkmäler. Die nahe gelegene befestigte Insel Srirangapatnam war
Schauplatz der blutigen Schlacht von 1799, die den Ausschlag dafür gab,
dass der Staat Mysore in die Hände der Briten fiel, nachdem diese den
muslimischen Feldherrn Tipu Sultan geschlagen hatten. Hier sind noch Teile des
Forts, ein Mausoleum und Tipus Sommerpalast erhalten.
Weiter nordwestlich befindet sich eine
Ansammlung unbedingt sehenswerter Stätten rings um die nicht weiter
bemerkenswerte Eisenbahnstadt Hassan. Vor rund neun Jahrhunderten erbauten die
Hoysala- Herrscher hier, in den mittlerweile gottverlassenen Dörfern Belur
und Halebid, ihre Herrscherstädte, von denen noch mehrere überraus
kunstvoll gestaltete Temple zu sehen sind. Noch endrucksvoller, und eine der
ungewöhnlichsten heiligen Stätten Indiens, ist der 18m hohe
Jain-Koloss von Sravanabelgola, der sich majestätisch aus der idyllischen
Landschft des Dekkan erhebt.
Westlich von Mysore ragen die Ghats als
eine Mauer undurchdringlichen Dschungels empor,durchzogen von tiefen Schluchten
und verborgenen Tälern. Das hübscheste Fleckchen der Berge ist
wahrscheinlich die selten besuchte Kaffee-und Gewürzanbauregion von Kodagu
(Coorg) mit ihrer ganz eigenen Kultur und den herrlichen Aussichten auf die
nebelverhangenen, bewaldeten Hügel und Täler.