Religionen in Indien - Jainismus
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Mahavira : Stifter und Reformer des
Jainismus |
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Die
Führer der Jainas waren Menschen, keine göttlichen Inkarnationen.
Mahavira (großer Held), auch Vardhamana genannt, der 24. und letzte
Tirthankara (Wegbereiter), wurde in dem indischen Staat Bihar ca. 599 vor
Christus in einer adeligen Familie geboren. Als er 30 Jahre alt wurde,
verließ er sein Haus und beschritt den geistigen Pfad. Er verbrachte
sein Leben 12 Jahre in den Wäldern als Mönch und erlangte
Allwissen. 11 Schüler vermittelten sein Wissen anderen Mitmenschen.
Mahavira predigte 30 Jahre. Als Mahavira 72 Jahre alt wurde, erlangte er
Nirvana, den Zustand der Glückseligkeit jenseits von Geburt und Tod.
Mahavira war nicht der Gründer der Jain Religion. Er verdeutlichte die
Lehre der vorherigen Tirthankaras, insbesondere Parshva, des 23.Tirthankara,
der 250 Jahre vor Mahavira lebte. Hauptforderung von Mahavira war das
Prinzip des Nichttötens (Ahimsa), woraus sich der ethische Kodex für
Jaina-Laien und Mönche ableitet. Er begründete die Jaina-Gemeinde
(Sangh) ohne Rücksicht auf Kastenzugehörigkeit oder Geschlecht.
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Jainismus |
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Im 1. Jh.n.Chr. zerfiel die Jainismus in zwei Sekten, die
Digambaras, die Luftgekeideten, d.h. die Nackten", und die
Shvetambaras, die Weißgekleideten.
Die Jaina-Philosophie gründet auf der Vorstellung vom Lebenden und
Nichtlebenden, die miteinander in Berührung kommen und dabei Energien
erzeugen, die Geburt und Tod hervorbringen. Dieser Prozeß kann
aufgehalten und die bereits entstandene Energie zerstört werden durch
asketische Selbstzucht, die zur Befreiung führt. Der daraus abgeleitete
Verhaltenskodex für den Laien umschließt 5 Forderungen :
er soll anderen Lebenwesen keinen Schaden zufügen,
er soll die Wahrheit sprechen,
er soll keinen Diebstahl begehen,
er soll keinen Ehebruch begehen, und
er soll seinem Verlangen nach weltlichem Besitz eine Grenze setzen.
Jeder Jaina ist also gehalten, Gewaltanwendung, Verletzung oder Tötung
anderer Lebewesen, Beleidigung, Zorn, starke Gefühlsbewegung jeder Art,
Lüge, Gelüste nach anderen Frauen und Raffgier zu vermeiden. Er
soll hingegen 4 Vorsätze befolgen : Mehrmals am Tage Meditation, an 4
Tagen des Monats striktes Fasten, täglich maßvolles Essen und
Trinken und arme Menschen beschenken. Dazu kommen rechtes Denken, rechter
Glauben, rechtes Handeln. Es sind also insgesamt 12 Forderungen, die an den
gläubigen Jaina gestellt werden. Es gibt für ihn keine Gottheiten,
seine von ihm verehrten Götter waren weise Menschen, die ihr Heil
fanden (Erlösung, Moksha), nämlich die 24 Wegbereiter des
Glaubens, Tirthankaras, die den Gläubigen den Pfad zur Weisheit zeigen,
nachdem sie selbst erleuchtet worden sind. Wenn ein Jaina alle Forderungen
treu erfüllt, so kann er sein weiteres Leben als Mönch führen.

Ein
Jaina-Mönch hat seinen Körper und Geist durch 22 Entbehrungen zu
disziplinieren, wozu Hunger, Durst, Kälte, Mückenstiche,
Nacktheit, sexuelle Enthaltsamkeit usw. Gehören. Er darf nicht mehr von
der Welt der Sinne abgelenkt werden. Dagegen sollen Meditation, Lesen der
heiligen Schriften, Verehrung der 24 Tirthankars und Befreiung des Geistes
von allen körperlichen Fesseln sein Leben erfüllen. So wird er
frei von der Wiedergeburt, von Samsara (Welt), und so erlangt er die endgültige
Erlösung, Ziel jedes Asiaten, wo es keine Geburt und keinen Tod mehr
gibt.
Im Praxis können Jainas durch die rigorose Forderung von Nichttöten
(Ahimsa) keinem Beruf nachgehen, in dem zufälliges berufliches,
protektives oder absichtliches Töten möglich ist, wie es die
Arbeit eines Bauern, Grobhandwerkers, Soldaten mit sich bringt. Je weniger
Bewegung ein Mensch ausführt, desto geringer die Gefahr, daß er
Lebewesen, seien sie noch so niedrig, tötet. So ist dem Jaina geradezu
der Beruf des sitzenden Kaufmannes oder Bankiers angemessen. Orthodoxe
Jainas und Priester kleiden sich weiß, tragen zuweilen sogar einen dünnen
Mundschutz, um nicht versehentlich ein Insekt zu schlucken. Sie essen nicht
mehr nach Einbruch der Dunkelheit, da Insekten in die Speise fallen und
sterben könnten. Alle Gemüse, die unter der Erde wachsen, wie
Zwiebeln, Rüben, Knoblauch werden nicht gegessen, weil beim
Herausziehen Lebewesen getötet werden könnten. Alkohol und Tabak
sind dem Jaina verboten, Gewürze sollen nur sparsam verwendet werden,
um den Körper nicht zu erhitzen, um ihn nicht aggressiv zu machen.
Der Anteil der Jainas an der indischen Bevölkerung macht rund 0,5
Prozent aus.
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Ahimsa im Jainismus |
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Sanskrit: nicht verletzen, nicht schädigen. Ahimsa ist die
grundlegende ethische Tugend der indischen Religion der Jaina. Sie wurde
seit Anbeginn auch von Hindus und Buddhisten außerordentlich geschätzt.
Im Jainismus ist Ahimsa der Maßstab, an dem alle Handlungen gemessen
werden. Männliche und weibliche Laienmitglieder des Sangh (
Jaina-Gemeinde) legen kleine Gelübde (Anuvrata) ab, bei denen Ahimsa an
erster Stelle steht. Für sie bedeutet Ahimsa, keine Tiere zu töten.
Asketen legen die weitaus strikteren grossen Gelübde (mahavrata) ab,
doch auch die strikteren Gelübde der Asketen gründen sich auf
Ahimsa. Für sie heißt Ahimsa, mit größter Sorgfalt zu
vermeiden, willentlich oder unwillentlich jedweder Art von Leben Schaden
zuzufügen oder sie gar zu verletzen. ,,Jedwede Art von Leben"
schließt nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Insekten, Pflanzen
und Atome ein. Viele Praktiken der Jainas, wie beispielsweise nach Einbruch
der Dunkelheit nichts mehr essen .So groß ist die Bedeutung von
Ahimsa, daß Jaina-Mönche Gazetücher als Mundschutz tragen,
um keine Insekten zu töten. Daß sie mit einem Wedel
Kleinlebenwesen auf ihrem Wege fortwischen und ihr Trinkwasser filtern.
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Jaina Tempel |
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Obwohl die Jaina keine transzendente Gottheit verehren, letztlich
atheistisch sind, haben sie grossartige Tempel errichtet und einen ausgeprägten
Ritualismus entwickelt. Reinigung der Seele durch Meditation und Askese ist
Methode; Überwindung des Leidens und Leid-Zufügens, Vollendung und
Eingehen in eine Art Nirwana ist Ziel allen menschlichen Daseins. Dies haben
die Tirthankaras erreicht. Meditation über ihr Wesen, über die höchste
Daseinsform, lässt sie wirksam in dem Gläubigen selbst werden.
Tempel sind- neben Hausschreinen-Stätten, in denen der Gläubige an
seiner Seele schafft. Er verehrt hier Gottheit, um von ihr Seelenheil zu
gewinnen oder andere Wünsche befriedigt zu bekommen, sondern er klärt
seinen Geist, läst eine Welt des Idealen auf sich einwirken. Deshalb
sind die Jaina-Tempel oft in klarem Marmorweiß, zeigen himmlische
Wesen und Glückliche.
Die Leitung eines Tempels ist einem Stiftungsrat übertragen, der die
wichtigsten Donatoren umfasst. Durch ständig zufließende
Stiftungen werden Schlafstätten für Pilger und Mönche gebaut,
können Schulen, Bibliotheken oder gar Colleges errichtet, Hospitäler,
Alters- und Waisenhäuser gebaut und unterhalten werden. Auch kümmert
man sich um die Versorgung alter und kranker Tiere. Sehr viel Vermögen
ist ferner vorhanden in den oft enormen Tempelschätzen, den silbernen
Kronen, Juwelen und sonstigen Schmuckstücken für Kultbilder und
Prozessionsinsignien.
Jeder Jaina-Tempel ist von einer hohen Schutzmauer umgeben. Am Eingang müssen
sich die Besucher die Schuhe ausziehen und andere Sachen aus Leder ablegen,
da diese den Tod von Tieren bezeugen. Neben dem Eingang befinden sich die Büros
für die Verwaltung. Auch muß jeder Tempel einen Brunnen haben,
denn Wasser ist notwendig. Im Innern ist der Tempel rechteckig angelegt.
Entlang der Wand liegen aneinandergereiht einfache Zellen unter
Kuppeldecken, in denen auf Steintischen marmorne Kultbilder stehen. Im
Zentrum befindet sich eine offene Säulenhalle auf einer grossen
Plattform. Von der Halle ist sie getrennt durch eine oft verschließbare
Gittlertüre, stets durch einen langestreckten Tisch, auf den kleinere
Kultbilder gestellt werden können, auf dem die Zeremonien durchgeführt
werden. In der Halle sind oft weitere, niedere Bodentische zum Niederlegen
von Opfergaben. Im Heiligtum selbst stehen auf Sockeln die oft sehr großen
Kultbilder der Tirthankaras, im Zentrum meist dasjenige dessen, nach dem der
Tempel benannt ist. Um sie können auf den Bodensockeln oder auf einer
Plattform eine Vielzahl von Bronzen aufgestellt sein.
Jaina- Tempel haben eine große Ähnlichkeit mit den Kultgebäuden
der Hindus. Auch die Jaina-Pujas, die Kultfeiern verraten eine große
Gemeinsamkeit zwischen diesen beiden indischen Religionen. Im Mittelpunkt
steht derjenige Tirthankara, dem der Tempel geweiht ist. Flankiert wird er
von den übrigen Tirthankars.
Eine Jaina-Puja ist ihrem Wesen nach vor allem eine individuelle
Angelegenheit. Keine fromme Gemeinde versammelt sichim Angesicht eines
Gottes, sondern es sind die vielen Einzelnen, die ihre kultischen
Verrichtungen im Tempel begehen. Wenn möglich- so suchen Jainas ihren
Tempel nach dem morgendlichen Bad vor dem Frühstück auf. Oft
nehmen sie dafür weite Entfernungen und große Strapazen auf sich.
Wenn sie den Tempel betreten, rezitieren sie bestimmte Verse - unter anderem
das fünfteilige Glaubensbekenntnis. Dabei stehen sie ehrerbietig vor
den Bildern desjenigen Jina, der in dem betreffenden Tempel hauptsächlich
verehrt wird. Zur vollständigen Puja gehört unter anderem, daß
die Frommen das Jina-Bildnis dreimal rechtsläufig umwandeln. Dann
setzen sich die Frommen zu Füßen des Kultgegenstandes nieder und
gestalten aus mitgebrachten Reiskörnern ein Swastika (Hakenkreuz) auf
einem Teller oder einem hölzernen Schemel. Über dieses
religionsgeschichtlich alte Symbol mit seinen vier, die verschiedenen
Existenzformen symbolisierenden Ecken, bringen sie drei Punkte an: Symbole für
die- drei Juwelen-, durch die man den Ausweg aus dem unendlichen
Wiedergeburtenkreislauf erreichen kann. Über den drei Punkten bringen
die Gläubigen eine nach oben geöffnete Mondsichel an, über
der sich ein Punkt befindet: Symbol des obersten Universums mit de befreiten
, darin ruhenden Seele. Mit dieser Zeremonie will der Fromme andeuten, daß
es in dem anschließenden Ritual nicht um die Verehrung von großen
Persönlichkeiten geht, sondern um moksha: befreiende Erlösung.
Anschließend baden und salben sie die Jina-Bildnisse, betupfen diese
an 14 Stellen mit flüssigem Safran und sprechen die erforderlichen
Gebete dazu. Blumen, gekochte Nahrungsmittel, enthülste Reiskörner
und anderes werden als Opfergabe dargebracht. Während der Fromme zum
Beispiel den Jina mit Wasser verehrt, wünscht er sich, von Geburt,
Alter und Tod befreit zu werden - so wie bereits der Jina. Die Tirthankaras
zu verehren: Das bedeutet nicht, sie um Gnade oder Hilfe zu bitten, sondern
sich an ihre Tugenden zu erinnern. Nur an besonderen Fasttegen ist die
Jaina-Puja eine Gemeinschaftsveranstaltung.
In der Halle stehen am Boden in einer Ecke Musikinstrumente wie Trommeln.
An den Wänden sind oft Reliefs oder Malereien von Wallfahrtsorten
angebracht, in einer anderen Ecke wird auf einem Reibstein Sandelpaste
angemacht. Auch hängt dort ein Spiegel, in dem sich die Gläubigen
betrachten können, wenn sie das gelbe Stirnzeichen, einen Punkt oder
feinen Strich, anbringen, als sichtbaren Hinweise auf ihren Tempelbesuch.
Außer den Kultbildern in Zellen und Heiligtum gibt es in den
Jaina-Tempeln vielfältigen Skulpturen-Zierrat an Säulen,
Kapitellen, in den Kuppeln, an Türrahmen und rings an der Außenwand
des Heiligtums. All die vielfältigen, oft himmlischen Wesen, die
bilderbuchartigen Darstellungen der Lebensgeschichte der Tirthankaras oder
wichtigen, jainistischen Ereignisse sollen den Gläubigen in eine
andachtsvolle Stimmung versetzen. Links neben dem Eingang befindet sich bei
Shvetambara - Tempeln in der Regel ein Bildnis Kshetrapals, einer Wächtergottheit.
Im Hof selbst ragt oft ein Manastambha, ein hoher verzierter Pfeiler, auf
dem eine Inschrift mit Hinweisen auf besondere Ereignisse im Tempel steht.
Dem Tempel sind weitere Gebäude angeschlossen, Dharamshalas, Schlafstätten
für Pilger und Mönche, Küchen und Eßräume, in
denen für Personen, die Gelübde abgelegt haben, Spezialnahrung
gekocht und kostenlos gereicht wird, so Essen ohne Salz, ohne Fett, ohne Gewürze.
Neben erbaulichen Sprüchen zieren Porträts der Stifferpaare die Wände.
Die Schatzhäuser des Wissens, befinden sich oft in den Kellergewölben
der Tempel, sicher vor Witterung und Plünderung.
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Übergangsriten im Jainismus |
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Von der Geburt bis zum Tode beziehungsweise zur Erlösung soll
der fromme Jaina-nach den Anweisungen im Adi Purana- insgesamt 53 Zeremonien
begehen.
Bevor sich Mann und Frau im Geschlechtsakt vereinigen, um ein Kind zu
zeugen, sollen sie die- Empfängniszeremonie- begehen. Während der
Schwangerschaftsphase werden vier weitere samskaras (Zeremonien) begangen:
im dritten, fünften, siebten und neunten Monat. Ihre Absicht besteht
darin, die werdende Mutter gesund und froh zu erhalten und ihr Bewußtsein
mit religiösen Inhalten zu füllen. Auch erwarten die Gläubigen
von diesen Zeremonien ein gesundes Heranwachsen des Embryos. Zur Geburt
findet ebenso eine Zeremonie statt wie am 12. Tag danach, wenn die Eltern
dem Neugeborenen seinen Namen geben. Wenn das kind zum ersten Mal feste
Nahrung zu sich nimmt, wenn es ein Jahr alt wird, wenn ihm zum ersten Mal
die Haare geschnitten werden: Stets werden solche bedeutenden
Lebensabschnitte rituell begleitet. Die Vollendung des fünften
Lebensjahres (Schulbeginn) wird ebenso begangen wie die des achten. Dann nämlich
wird das Kind religiös mündig, und es gelobt, die acht hauptsächlichen
Tugenden eines Laienanhängers zu verwirklichen. Die Hochzeits-sowie
Todeszeremonie sind weitere einschneidende Abschnitte im religiösen
Leben eines Jaina.
Die Jaina-Tempel gehören zu den schönsten ihrer Art in Rajasthan.
Die schöneste Jaina Tempel sind in
Mt. Abu,
Ranakpur,
Jaisalmer
und
Osian