Westbengalen im Osten von Indien ist
einer der ärmsten Bundesstaaten. Bei der Aufteilung des kolonialen
Indien im Jahr 1947 zerfiel Bengalen in Ostbengalen und Westbengalen.
Ostbengalen wurde zunächst der östliche Teil von Pakistan und später
Bangladesch. Westbengalen wurde einer der indischen Bundesstaaten mit
Kalkutta als Hauptstadt. Er umfaßt 88 752 km² und erstreckt sich
vom Delta des Ganges am Golf von Bengalen im Süden bis zu den Vorbergen
des Himalajas bei Darjeeling im Norden. Das Land mit circa 95 Mio.
Einwohnern grenzt im Norden an die Nachbarstaaten Nepal und Bhutan, im Osten
an Bangladesch.
Infolge des nach wie vor erheblichen Zustroms von Migranten aus Bangladesch
und den weiteren Nachbarstaaten ist Westbengalen inzwischen der am
dichtesten bevölkerte Staat Indiens, mit allen dadurch verursachten
sozioökonomischen Problemen. Von 1971 bis 1991 hat sich die Bevölkerung
dieses Staates verdreifacht, so daß statistisch zur Zeit
durchschnittlich 1,029 Menschen pro km² hier leben. Die
Alphabetisierungsrate liegt bei 58%.
Klima in Westbengalen, Indien
Das
Klima ist tropisch heiß und feucht in den Ebenen und den Hügellandschaften.
In der Zeit des Monsun gibt es in den Ebenen viele Stürme und Überschwemmungen.
Flora und Fauna in Westbengalen, Indien
Die schöne Landschaft Westbengalen mit ihrer abwechslungsreichen Flora
und Fauna kann in den fünf Nationalparks des Bundesstaates erkundet
werden. Darüber hinaus bietet Westbengalen einen Küstenstreifen
mit weitläufigen flachen Stränden aber auch abenteuerliche
Bergregionen, die man z. B. in Darjeeling auf einer Höhe von 2.100 m
genießen kann.
Feste und Feiertage in
Westbengalen, Indien
Ganga Sagar Mela, Westbengalen (Mitte
Januar)
Makar Sankranti ist ein hinduistisches Fest, das in den
verschiedenen Gegenden des indischen Subkontinentes auf sehr
unterschiedliche Weise sowie mit verschiedenen mythologischen Bezügen
gefeiert wird.
Mitte Januar wendet sich die Sonne und begibt sich auf die nördliche
Laufbahn in das Zeichen Makara (am 14. oder 15. Januar). Diese Sankranti,
die Sonnenwende, kennzeichnet nach alter Hindu-Tradition einen Segen
bringenden Zeitabschnitt. Die Gangesmündung am Indischen Ozean im
Bundesstaat Westbengalen wird zu Makar Sankranti Mittelpunkt eines der größten
Wallfahrtsfeste der Sagar-Mela. Pilgerfest auf Sagar Island in der Mündung
des Ganges nahe Kalkutta im Rahmen von Makar Sankranti. Mehr als eine
Million Gläubige strömen zum Pilgerfest zusammen und huldigen bei
Sonnenaufgang dem Sonnengott Surya. Die Pilger setzen Blätterschiffchen
mit Lichtern auf das Wasser und lassen sie den Ganges hinunter gleiten. Sie
beten im Tempel und an Dutzenden von Schreinen der verschiedensten Hindu-
Gottheiten, die für die Dauer des Festes aufgebaut sind. In einem
endlosen Strom ziehen sie zum Flußufer und schon von weitem hört
man ihre heiligen Gesänge und den Klang der Muschelhörner. Als Höhepunkt
vollziehen die Gläubigen ein Baderitual, das am Tag von Makar Sankranti
besonders heilsbringend ist und von allen Sünden befreit.
Durga Puja, Westbengalen, Indien
Durga Puja ist im Hinduismus das Fest zu Ehren der Göttin Durga. Sie
ist die wohl populärste Form der Göttin, die in unterschiedlichen
Erscheinungsformen existiert, gütig ebenso wie strafend.
Durga Puja wird nach dem hinduistischen Mondkalender Ende September oder im
Oktober gefeiert. Das Fest heißt auch hier Navaratri oder Navaratra
(Fest der neun Nächte). Die Bedeutung von Durga Puja gilt nicht nur dem
religiösen Aspekt, es handelt sich auch um ein wichtiges
gesellschaftliches Ereignis im Jahreslauf. In allen Dörfern und Städten
in Westbengalen feiern die Menschen die Ankunft der Göttin mit
Konzerten, Tanzdramen und prunkvollen Prozessionen. Festlich gekleidete
Menschen schlendern durch die Straßen. Jeder beschenkt Freunde und
Verwandte; Dienstboten und Helfer mit neuer Kleidung auszustaffieren, ist
Pflicht. Hausfrauen kochen Festessen und stellen spezielle Süßigkeiten
her.
Ort der Feiern sind nicht die Tempel, sondern die Zentren des täglichen
Lebens: Überall in den frisch herausgeputzten Häusern und Höfen,
in Veranstaltungszelten oder sogar quer über die Straße bauen die
Menschen kleine oder große Altäre auf, davor jeweils eine Bühne.
Durga-Statuen stehen Wochen vorher in Geschäften und an den Straßenecken
zum Verkauf- in allen Preislagen, kleine und große. Traditionelle
Handwerker stellen sie mit einem Gerüst aus Stroh her, auf das sie die überlieferten
Formen aus Lehm modellieren und bemalen.
Basant Panchami, Westbengalen, Indien
Ein weiteres heiteres Frühlingsfest. Die Feldarbeiten beginnen, die
Natur zeigt sich in voller Blütenpracht, die Felder der Senfpflanze
erstrahlen in leuchtendem Gelb. Gelb ist auch die Farbe des Festes. Die fröhlich
gestimmten Menschen legen gelbe Gewänder an und essen eine gelbe
Festspeise. Zugleich wird mit dem Fest Saraswati geehrt, die Göttin der
Kunst und Wissenschaft. Schon Wochen vorher stellen Handwerker große
und kleine Figuren her, meist aus Lehm oder Gips, die man dann auf allen Märkten
und an den Straßenecken kaufen kann. Diese stellen die Gläubigen
in ihren Häusern oder den für dieses Fest aufgebauten Straßenaltären
auf. In einem speziellen Ritual, bei dem ein Priester mit einem Büschel
Gras und einigen Reiskörnern die Herzgegend der Statue berührt,
wird ihr Leben eingehaucht und die Göttin manifestiert sich in ihr. Im
Tempel erhält Saraswati ein gelbes Festkleid sowie ein gelbes
Tilak-Zeichen auf die Stirn, sie wird mit Pujas verehrt und die Gläubigen
opfern ihr gelbe Blumen. Bücher, Schreibzeug, Pinsel und
Musikinstrumente werden ihr im Tempel dargebracht. Ihre Abbilder werden in
Prozessionen mit Musik und Tanz durch die Straßen getragen und in
einem fröhlichen Event im Fluß versenkt.
Tourismus in Westbengalen,
Indien
Der Bundesstaat Westbengalen hat viele bezaubernde und interessante
Bauwerke und Sehenswürdigkeiten vorzuweisen.
Kolkata ist die zweitgrößte Stadt in Indien und eine Metropole,
die niemals schläft. Viele Gebäude aus der Kolonialzeit prägen
das Stadtbild. Kolkata war früher ein englischer Handelsposten, wodurch
der englische Einfluss heute noch sehr präsent ist.
Im Norden von Westbengalen lieg Darjeeling, der Teeregion. Es war in der
viktorianischen Zeit der Ferienort der Briten.
Die Darjeeling-Himalayan-Railway, gehört zum Weltkulturerbe der
UNESCO. Sie fährt zwischen Shiliguri und Darjiling und ist eine
beliebte Attraktion für Touristen und Eisenbahn-Freunde.
Der Großteil des Westbengalen stehen unter Naturschutz. Insgesamt
liegen fünf Nationalparks im Westbengalen und beherbergen seltene
Tierarten. Der bengalische Tiger ist vom Aussterben bedroht und weltweit
finden sich nur mehr wenige Tiere. Die meisten davon sind im Sunderbans Wild
Life Sanctuary zu finden. Die Sundabans erstrecken sich im Ganges-Delta über
eine Fläche von 10.000 km2 Wasser und Landflächen (mehr als die Hälfte
davon in Indien, der Rest in Bangladesh). Das Gebiet beherbergt den größten
Mangrovenwald der Erde. Der Sundarbans-Nationalpark wurde am 4. Mai 1984 zum
Nationalpark, von der UNESCO 1987 als Weltnaturerbe und 2001 als Biosphärenreservat
erklärt.
Santiniketan (Heimstatt des Friedens) ist eine kleine Universitätsstadt
im Distrikt Birbhum . Die Stadt wurde durch den Nobelpreisträger
Rabindranath Tagore 1921 gegründet. Das Wohnhaus Thakurs ist heute
Museum. Shantiniketan lebt vom Tourismus und hat zahlreiche Festivals. Es
ist auch Geburtsort des Nobelpreisträgers Amartya Sen.
Anreise nach Westbengalen
Indiens Osten
Flug :
Verschiedene internationale Fluggesellschaften fliegen nach Kalkutta in
Westbengalen an. Außerdem ist Kalkutta das Luftdrehkreuz für
Flugverbindungen in die nördlichen Regionen Indiens.
Bahn :
Kalkutta ist mit allen Teilen des Landes mit Expresszügen verbunden.